Israel zieht einen Teil seiner Diplomaten aus der Türkei ab. Dies, nachdem es am Donnerstag vor israelischen Vertretungen in Ankara und Istanbul zu gewalttätigen Protesten gekommen ist. Dabei schwenkten die türkischen Teilnehmer palästinensische und türkische Fahnen und warfen Fensterscheiben ein.
Das israelische Aussenministerium wirft der türkischen Polizei vor, sie habe die israelische Botschaft in Ankara und das Konsulat in Istanbul nicht ausreichend geschützt. «Es gab beispiellose Ausschreitungen in der vergangenen Nacht», sagte Sprecher Jigal Palmor. Dies sei ein eklatanter Bruch diplomatischer Vereinbarungen.
«Furchtbare» Aussagen von Erdogan
Zudem sei in Ankara ein Demonstrant in die Residenz des abwesenden Botschafters eingedrungen und habe eine palästinensische Flagge am Dach angebracht. Palmor kritisierte zugleich «furchtbare» Aussagen von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und anderen türkischen Politikern.
Erdogan hatte Israel am Donnerstag den «Versuch eines systematischen Genozids» an den Palästinensern vorgeworfen. Auch forderte die Türkei wegen der israelischen Invasion eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats. Aussenminister Ahmet Davutoglu teilte über Twitter mit, er habe dazu mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon gesprochen.
Türkei und Ägypten konkurrieren um Verhandlungmandat
Am Nachmittag traf Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Istanbul Staatspräsident Abdullah Gül. Er begrüsste die Vermittlungsbemühungen der türkischen Regierung im Nahost-Konflikt.
Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglu teilte mit, die Regierung in Ankara habe weiter Kontakt zu den Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah und zur Regierung Katars. Er verurteilte die israelische Bodenoffensive in Gaza aufs Schärfste und forderte ein Ende der Operationen.
Der ägyptische Aussenminister Samih Schukri warf der Türkei, Katar und der Hamas vor, ägyptische Friedensbemühungen zu hintertreiben. Ägypten hat seinen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas
erneuert. Einem früheren ägyptischen Plan für eine dauerhafte Waffenruhe hatte Israel zugestimmt, die Hamas jedoch nicht. Schukri erneuerte seine Kritik an der Verweigerungshaltung der Islamisten.
Das Verhältnis zwischen der Türkei und Ägypten ist angespannt, seit das Militär dort vor einem Jahr die Regierung von Präsident Mohammed Mursi gestürzt hatte.