Was fressen eigentlich Schimpansen? Wie komme ich am schnellsten von Bern nach Juf? Wer verkauft in meiner Nähe Fischölkapseln? Auf diese und tausende weitere mehr oder minder wichtige Fragen hat Google Antworten – und zugleich passende Kaufangebote.
Konzerne, die Suchmaschinen betreiben, sollen nun diese von ihren übrigen Geschäftsaktivitäten strikte trennen – das steht laut der «Financial Times» im Entwurf eines Vorstosses, der kommende Woche im EU-Parlament diskutiert werden soll.
Der Name «Google» fällt nicht explizit. Doch dass vor allem die kalifornische Nummer eins unter den Suchmaschinen gemeint ist, liegt auf der Hand.
Verlage und Politiker machen mobil
Europäische Parlamentarier von links bis rechts – und hinter ihnen grosse Lobby-Gruppen wie beispielsweise die deutschen Verlage – stossen sich an der Marktmacht des US-amerikanischen Internetkonzerns. Dieser ist so mächtig, dass er beispielsweise Verlage zwingen kann, Zeitungs- oder Zeitschrifteninhalte gratis zur Verfügung zu stellen.
Weigern sich diese, findet Google die Inhalte fortan gar nicht, und der Verkehr auf der Website der betroffenen Zeitschriften bricht ein. Kritiker werfen Google zudem vor, dass die Suchmaschine nicht neutral ist – eigene Angebote werden prominenter dargestellt. Eine Trennung von Suchmaschine und kommerziellen Angeboten würde für mehr Wettbewerb sorgen, so die Initianten.
Weil sowohl die Europäische Volkspartei als auch die Sozialisten mehrheitlich dahinter stehen sollen, scheint ihr Anliegen gute Chancen auf Erfolg zu haben. Konkret ändern müsste Google damit aber noch nichts. Denn die Aufspaltung verlangen kann nur die EU-Kommission.
Diese ermittelt seit vier Jahren gegen Google wegen angeblichen Missbrauchs der Marktstellung. Nun dürfte der Druck, auch aus der Öffentlichkeit, weiter wachsen, die Ermittlungen bald zu einem konkreten Ergebnis zu führen.
Dickes Finanzpolster
Google ist aber nicht nur politisch unter Druck. Das Geschäftsmodell der Suchmaschine, die mit jedem Klick auf ein kommerzielles Angebot Einnahmen generiert, könnte ins Stocken geraten. Immer mehr Menschen suchen nämlich vom Smartphone aus. Und dort funktioniert Werbung weniger gut als auf dem PC. Erstmals sind die Einnahmen bei Google aus diesem Bereich im letzten Quartal gesunken.
Unmittelbar bedrohlich ist die Situation allerdings nicht. Google sitzt nicht nur auf einem dicken Finanzpolster, das Unternehmen hat zuletzt auch massiv in zusätzliche Forschung investiert. Unter anderem, um das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und anzupassen – an neue wirtschaftliche, aber auch politische Rahmenbedingungen.