Der italienische Premierminister Enrico Letta will nicht einfach klein beigeben und seinen Platz zugunsten seines Widersachers Matteo Renzi räumen. Doch die bittere Polemik zwischen Parteiführer Renzi und Letta lässt kaum einen Ausweg: Einer der beiden wird an der heutigen Sitzung des Parteivorstandes wahrscheinlich ins Abseits gedrängt.
Das heisst: Italien dürfte schon bald eine neue Regierung haben. Renzi, der junge schlagfertige Bürgermeister von Florenz, drängt mit aller Kraft an die Macht. Die Parteispitze eroberte er im Dezember. Letta versprach er dabei hoch und heilig, nicht an seinem Stuhl zu sägen. Doch solche Milde zeigt Renzi nun nicht mehr.
Letta kritisiert Renzis Strategie
Renzi will Letta als Premierminister beerben. Und so forderte er ihn in den letzten Tagen praktisch auf, den Platz für ihn zu räumen. Aber Letta, den zwar viele kritisieren, weil er zu wenig dynamisch regiere, dem andere aber Umsicht und Weitsicht bezeugen, hat seinen Stolz. Gestern Abend präsentierte er wie angekündigt seinen Aktionsplan, den Regierungspakt Impegno Italia. Dieser soll das krisengeschüttelte Land wirtschaftlich und politisch in bessere Zeiten führen.
Hauptpunkte: Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, Reform der trägen Verwaltung, weniger Steuern für Unternehmen und Familien. Interessant zwar, aber weit wichtiger war die Ermahnung Lettas an seinen Gegenspieler: Palastmanöver und böses Gerede seien nicht die Mittel, um jemanden zum Rücktritt zu bewegen, sagte er.
Jene, die seinen Posten wollten, müssten klar sagen, was sie zu tun gedenken. Letta will also das Feld nicht kampflos räumen und Flagge zeigen. Freilich: Im Vorstand des Partito democratico, der heute Nachmittag zusammentritt, hat der ehrgeizige Jungstar Renzi die Mehrheit hinter sich.
eglc;brut