Es geht um sehr viel Geld, um einen schillernden Geschäftsmann, und um die Nähe zwischen Businesswelt und Politik. Der Geschäftsmann ist Bernard Tapie. Er war Mehrheitsaktionär des Sportkonzerns Adidas, verkaufte seine Papiere aber Mitte der 1990er-Jahre der damals staatlichen Bank Crédit Lyonnais. Als diese sie mit hohem Gewinn weiterverkaufte, fühlte Tapie sich betrogen und verklagte den Staat.
Ein Fall für die Richter, würde man meinen. Aber Christine Lagarde, damals Finanzministerin unter Präsident Nicolas Sarkozy, akzeptierte einen aussergerichtlichen Schiedsspruch und überwies Tapie 400 Millionen Euro Schadenersatz – aus Steuergeldern. Ein blosses Schiedsgericht in einem solchen Fall war aussergewöhnlich, und die hohe Summe auch. Das wurde schnell öffentlich kritisiert.
Ein Jahr Gefängnis als Höchststrafe
Der Verdacht wurde laut, Tapies gute Beziehungen zu Präsident Sarkozy dürften eine Rolle gespielt haben. Gegen Lagarde wurde wegen Komplizenschaft ermittelt.
Der französische Kassationshof, Frankreichs höchstes Berufungsgericht, redet heute zwar nur noch von Nachlässigkeit. Würde Lagarde schuldig gesprochen, könnte sie dennoch zu maximal einem Jahr Gefängnis verurteilt werden. Doch das ist bloss Theorie, der für sie der schlimmst mögliche Fall.
IWF stärkt Lagarde den Rücken
Lagardes gegenwärtiger Arbeitgeber, der Internationale Währungsfonds IWF, gibt sich denn auch unbekümmert und spricht seiner Generaldirektorin das Vertrauen aus.
Tapie ist inzwischen dazu verurteilt worden, die umstrittene Summe zurückzuzahlen, er hat aber dagegen rekurriert. Ob das Geld je wieder in die französische Staatskasse zurückfliesst, bleibt also offen.