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International IWF-Chefin von französischen Ermittlern vernommen

Christine Lagarde, Chefin des mächtigen Währungsfonds, wird von ihrer Vergangenheit eingeholt. Französische Ermittler werfen ihr vor, als Ministerin eine umstrittene Entschädigungszahlung an einen französischen Unternehmer abgesegnet zu haben. Nun geht es darum, ob formell gegen sie ermittelt wird.

Französische Ermittler haben die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, vernommen. In der Anhörung geht es um eine Entschädigung an von Hunderten Millionen Euro an den früheren Adidas-Haupteigner Bernard Tapie.

Lagarde soll die Entschädigung als Ministerin genehmigt haben. Weil das Geld aus der Staatskasse kam, wird ihr nun Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Mittel vorgeworfen. Lagarde – von 2007 bis 2011 Wirtschafts- und Justizministerin in Frankreich – hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Kommt es zu einem Ermittlungsverfahren?

Die Vernehmung vor dem französischen Gerichtshof der Republik sollte mehrere Stunden dauern. Am Ende, möglicherweise erst am Freitag, wollen die Ermittler entscheiden, ob sie ein formelles Ermittlungsverfahren aufnehmen.

Der IWF stärkte seiner Chefin vor Beginn der Anhörung den Rücken. Das Direktorium vertraue darauf, dass Lagarde effektiv ihren Pflichten nachkommen könne, sagte ein Sprecher.

Unklar ist, ob der IWF seine Haltung ändert, sollte es tatsächlich zu einem Ermittlungsverfahren kommen. In einem solchen Fall müsse damit gerechnet werden, dass Lagarde zum Rücktritt aufgefordert werde, sagte eine Sprecherin der französischen Regierung in einem Fernsehinterview. In einem Prozess würden Lagarde bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 150'000 Euro drohen. 

Brisante Verwicklungen

Die Affäre dreht sich um den Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas durch Tapie Anfang der 1990er Jahre. Er glaubte, bei dem Geschäft von der damaligen Staatsbank Crédit Lyonnais geprellt worden zu sein. Ein Schiedsgerichtsurteil gestand dem Ex-Minister 285 Millionen Euro Entschädigung zu. Inklusive Zinsen sollen 400 Millionen Euro geflossen sein.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte Lagarde als zuständige Ministerin das Verfahren nicht zulassen dürfen. Zudem habe sie keinen Einspruch gegen das Urteil eingelegt. Als brisant gilt der Fall, weil Tapie im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2007 den siegreichen Kandidaten Nicolas Sarkozy unterstützte.

 

In der Affäre ermitteln parallel zum Gerichtshof der Republik auch drei Pariser Untersuchungsrichter. Sie befassen sich mit den Vorgängen, die nicht Lagardes Rolle als Ministerin betreffen. 

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