Zum Inhalt springen

International Jemen: Waffenruhe und Friedensgespräche

Im Bürgerkrieg in Jemen, dem bisher 6000 Menschen zum Opfer gefallen sind, soll ab heute eine Waffenruhe gelten. Ausserdem beginnen in Genf erste ernsthafte Friedensgespräche zwischen den Hauptwidersachern. Bei Kämpfen bis kurz vor der dem Waffenstillstand starben erneut mindestens 15 Menschen.

Der Krieg in Jemen sorgt für weniger Schlagzeilen als jener in Syrien – obwohl er einer der blutigsten der Welt ist: 6000 Menschen starben, 28‘000 wurden verletzt, drei Viertel der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nun hat die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz ab heute Mittag (Ortszeit) eine Waffenruhe ausgerufen. Diese solle zunächst für sieben Tage gelten, teilte das Bündnis gemäss der staatlichen saudi-arabischen Nachrichtenagentur SPA mit.

Anlass der Waffenruhe sind laut der Allianz die Friedensgespräche, die heute in Genf beginnen. Wo genau in der Stadt sie stattfinden, ist geheim. Es wird keine öffentlichen Erklärungen, keine Medienkonferenzen, höchstens einen Fototermin geben. Der UNO-Sonderbeauftragte Ismail Ould Scheich Achmed hatte sich wochenlang um Friedensgespräche zwischen den Hauptakteuren im jemenitischen Bürgerkrieg bemüht. Er ruft diese auf: «Verhandeln Sie guten Glaubens, um eine dauerhafte politische Lösung für Jemen zu finden.»

Der UNO-Sonderbeauftragte Ismail Ould Scheich Achmed an einem Rednerpult.
Legende: Er sei «sehr beunruhigt» über das Leid der Bevölkerung, sagt der UNO-Sonderbeauftragte Ismail Ould Scheich Achmed. Reuters

Militärischer Patt

Die Hauptwidersacher in Jemen sind auf der einen Seite die schiitischen Huthi-Rebellen, die mit Jemens Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh verbündet sind. Auf der anderen Seite kämpfen Anhänger des aktuellen jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi, unterstützt von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten. Militärisch herrscht derzeit ein Patt: Weder können sich die Huthis in Südjemen festsetzen, noch die Präsidententruppen die Hauptstadt Sanaa von den Huthis zurückerobern.

Unter dem Konflikt leide besonders die Zivilbevölkerung, sagt der UNO-Sonderbeauftragte Ismail Ould Scheich Achmed. «UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und ich sind sehr beunruhigt über das wachsende Leid in Jemen.»

Schiitisch-sunnitischer Stellvertreterkrieg

Bewaffnete Kämpfer sitzen auf der Ladefläche eines Pickups.
Legende: Die Huthi-Rebellen in Jemen werden von iranischer Seite unterstützt. Reuters

Doch die Fronten sind verhärtet und die Erfolgsaussichten der Friedensgespräche in Genf ungewiss. Zwar kennt Jemen eine lange Tradition von Stammesfehden und von deren Beilegung in Verhandlungen.

Im aktuellen Krieg erschweren aber äussere Einflüsse eine Lösung. Denn der Konflikt ist eine Art schiitisch-sunnitischer Stellvertreterkrieg zwischen den Golfstaaten um Saudi-Arabien einerseits und Iran, der die Huthis unterstützt, andererseits.

Ausserdem erstarken in Jemen Al-Kaida und neuerdings auch die Terrormiliz Islamischer Staat. Der Westen wiederum drängt auf eine Versöhnung, bevor auch aus dem Jemen Millionen von Flüchtlingen aufbrechen.

Bei Luftangriffen unter saudiarabischer Führung seien am Montagabend in der nördlichen Hadschdscha-Provinz erneut mindestens 15 Menschen getötet worden.

In Genf geht es zunächst darum, einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln. Zudem sollen ein freier Zugang für humanitäre Nothilfe und der Beginn eines politischen Übergangs gemäss einer Resolution des UNO-Sicherheitsrates ermöglicht werden. Diese verlangt von den Huthis, sich aus den von ihnen eroberten Gebieten zurückzuziehen und alle schweren Waffen an die Regierung abzugeben. Das heisst, die Huthis und ihr Alliierter, Ex-Präsident Saleh, müssten in den Verhandlungen in Genf die grössten Zugeständnisse machen.

Meistgelesene Artikel