Serbien und Kroatien haben sich gegenseitig wegen Völkermordes angeklagt. Diese Klagen wurden jetzt vom UNO-Tribunal in Den Haag abgewiesen. Weder Serbien noch Kroatien haben einen Genozid begangen. Beide Seiten hätten Anfang der 90er-Jahre zwar Kriegsverbrechen begangen. Aber es gebe keine Beweise für die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe auszulöschen.
Der deutsche Balkan-Experte Norbert Mappes-Niediek befürchtet, dass die Freisprüche nicht zu einer Entspannung zwischen den beiden Ländern beitragen werden. «Diese Urteile werden zur Kenntnis genommen wie Punkte, die man gesammelt hat», sagt er gegenüber SRF News. «Wenn jemand von der Gegenseite verurteilt wird, ist das ein Punkt für uns. Wenn einer von unserer Seite verurteilt wird, ist das ein Punkt für die anderen.»
Kroatien akzeptiert Urteil widerwillig
Mappes-Niediek erklärt, wie solche Entscheide im Grossen und Ganzen aufgenommen werden: «Man studiert diese Urteile eigentlich nicht im Einzelnen.» Aber bei solchen Freisprüchen gebe es stets Empörung, Verurteilung, Erleichterung und Feste. «Das wird sich auch nach diesem Urteil wohl kaum ändern.»
Die offiziellen Reaktionen beider Länder fielen vorsichtig aus: Serbiens Präsident Tomislav Nikolic sagte, er hoffe auf einen dauerhaften Frieden auf dem Balkan. Und Kroatiens Premierminister Zoran Milanovic sagte, sein Land akzeptiere das Urteil, sei aber nicht zufrieden damit.