Die Zeit der Wahleuphorie ist vorbei. Oder, wie es ein Beobachter ausdrückte: «Griechenland ist in der Realität angekommen». Dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras wird die wirtschaftliche Notlage seines Landes bei jedem weiteren Gespräch mit einem europäischen Politiker bewusst.
Auch das Treffen von heute Morgen zwischen dem griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis und Mario Draghi hat diese Gefühllage bestätigt. Während Varoufakis im Hof vor der Europäischen Zentralbank (EZB) lange ausführte, in welch besonderer Situation sich sein Land befände, äusserte sich Draghi nicht vor den Journalisten.
Dem Vernehmen nach ist die EZB aber nicht bereit, die Laufzeiten griechischer Kredite zu verlängern. Das war auch zu erwarten, wie Ökonom Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg ausführte: «Mit einem Schuldenumtausch oder anderen Formen der freiwilligen Hilfe würde die EZB den Staat finanzieren. Und das ist illegal.»
Erschwerte Suche nach frischem Geld
Die Schlinge um den griechischen Hals zieht sich noch enger zu, nachdem die Notenbank sich weigerte, die Obergrenze von «T-Bills» zu erhöhen. Damit hätte die griechische Regierung noch etwas Luft bekommen und ihre Projekte für ein paar Monate finanzieren können.
Ende des Monats läuft das Hilfsprogramm für Griechenland aus. Da Griechenland die Hilfsprogramme aus eigenem Willen sistiert hat, drohen schwerwiegende Folgen: Griechenland wird kaum neues Geld auf den internationalen Märkten auftreiben können.
Eine Ahnung davon hat die Regierung bereits heute bekommen. Erstmals nach ihrem Antritt besorgte das schuldengeplagte Land frisches Geld am freien Markt. Dabei flossen nur knapp 813 Millionen in die Kassen. Und: Der Zinssatz ist mit 2,75 Prozent deutlich höher als bei der letzten Kapitalbeschaffung im Vormonat (2,3 Prozent).