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Ein Rohingya-Mädchen steht vor dem Zelt ihrer Familie.
Legende: Die Rohingya sind wegen eines Zyklons in ihren Lagern an der Nordwest-Küste Burmas in Gefahr. Keystone

International Keine Hilfe für Burmas muslimische Minderheit

Vor der Nordwest-Küste Burmas sind mehrere Boote gekentert. An Bord waren Angehörige der muslimischen Rohingya-Minderheit. Bilanz: Bis zu 200 Tote und Vermisste. Die Tragödie hat ihre Wurzeln aber nicht im Meer – sondern in der Politik.

Die 800‘000 muslimischen Rohingya in Burma leben gefährlich. Weil sie in dem vorwiegend buddhistischen Land eine Minderheit sind. Sie werden von der Regierung nicht als Staatsbürger anerkannt.

130‘000 von ihnen leben noch gefährlicher als die anderen: nämlich auf sandigen Landstreifen an der sumpfigen Küste in Burmas Nordwest-Provinz Rakhain in Zelten und Barackenlagern.

Im Sommer vor einem Jahr brachen in Rakhain Unruhen aus. Buddhisten gingen mit Gewalt auf die Rohingya los. Mindestens 200 Menschen starben, ganze Rohingya-Dörfer wurden abgebrannt. Und die vertriebenen Überlebenden flüchteten in diese hoffnungslosen und gefährlichen Lager.

Regierung weiss Bescheid

Das ist der Skandal an der Tragödie, die sich nun abzeichnet. Denn auch Burmas Autoritäten muss seit langem klar gewesen sein, dass der Anbruch der tropischen Regenzeit die Lage der Vertriebenen nochmals drastisch verschlechtern würde. Selbst ohne den Zyklon Mahasen, der nun auf die Grenzregion zwischen Burma und Bangladesch zuhält.

Vor fünf Jahren verwüstete etwas weiter südlich der Zyklon Nargis das Irrawaddy-Delta. Damals starben in Burma 138'000 Menschen. Falls nun dieser neue Zyklon Mahasen mit ungebremster Gewalt auf die Küste von Rakhain auftrifft, wird das vor allem für die Rohingya-Flüchtlinge verheerende Folgen haben.

Mitverantwortung von Thein Sein und Suu Kyi

Zwei prominente Figuren werden dafür moralisch zumindest Mitverantwortung tragen. Zum einen Burmas Reform-Präsident Thein Sein. Erst als die Meteorologen wegen des Zyklons Alarm schlugen, gab er endlich den Behörden in Rakhain den längst fälligen Befehl, die Rohingya-Flüchtlinge in sicherere Gebiete umzusiedeln.

Zum anderen aber auch Burmas Oppositionsführerin Suu Kyi. Als höchste moralische Instanz des Landes hätte die vom Volk verehrte Friedensnobelpreisträgerin schon lange geradezu die Pflicht gehabt, sich für die verfolgte Rohingya-Minderheit einzusetzen. Doch wie bei den anti-muslimischen Unruhen der letzten Wochen in Zentralburma hielt sie sich zurück, weil sie im Hinblick auf die Wahlen von 2015 die buddhistische Bevölkerungsmehrheit nicht verärgern will.

Das wiegt schwer – denn zumindest ein Teil der Katastrophe, die sich nun an der Rakhain-Küste anbahnt, wäre nicht nur vermeidbar gewesen. Er hätte vermieden werden müssen.

(basn;)

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