Erst im November 2015 wurde das Parlament Kroatiens gewählt – nun waren die 3,8 Millionen Wahlberechtigten erneut aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen.
Absolute Mehrheit nicht in Reichweite
Einen klaren Sieger gibt es nicht. Das berichtete die staatliche Wahlkommission in Zagreb nach Auszählung aller Stimmen. Demnach gewann die konservative HDZ 61 der 151 Mandate, verfehlte aber deutlich die Regierungsmehrheit.
Die Sozialdemokraten (SDP) kamen auf 54 Abgeordnete. Den Ausschlag für die Regierungsbildung dürfte die neue Reformpartei Most (Brücke) geben, die 13 Sitze gewann. Die übrigen Plätze belegen Kleinparteien und die acht Vertreter der Minderheiten wie Serben, Italiener und Ungarn. Die Mehrheit im Sabor (Parlament) beträgt 76 Sitze.
Zerstrittene Koalition
Die vorgezogenen Wahlen wurden nötig, weil sich die seit November regierende Mitte-Rechts-Koalition komplett zerstritten hat. Mitte Juni setzte das Parlament dann Premierminister Tihomir Orešković ab, nach gerade mal fünf Monaten im Amt.
Mysterium um Wahlberechtigte
Für Verwirrung hatte im Vorfeld der Wahlen gesorgt, dass die staatliche Wahlkommission 3,8 Millionen Wahlberechtigte registrierte. Nach Berechnungen heimischer Demografen dürften es eigentlich aber nur 3,3 oder sogar nur 3,2 Millionen sein.
Wie kommen 600'000 Bürger, also knapp 16 Prozent aller Erwachsenen, als Karteileichen in die Wählerlisten? Laut Statistikamt lebten Ende letzten Jahres in dem Adriastaat 4,2 Millionen Menschen. Demografen beziffern die Bevölkerung gar nur auf vier Millionen, weil sich die massenhaft abwandernden Menschen in ihrer alten Heimat nicht abmelden. Ein Fünftel aller Kroaten ist jünger als 18 Jahre, darf also nicht wählen.
Innenminister Vlaho Orepic hatte in den letzten Monaten Meldeadressen überprüfen lassen und Zehntausende aus den Verzeichnissen gestrichen.