Oppositionsführer Raila Odinga hat zu Demonstrationen in Kenias Grossstädten aufgerufen. Er will gegen die Regierung protestieren. Staatspräsident Uhuru Kenyatta, der seit einem Jahr im Amt ist, habe das Land in eine Krise gestürzt, sagt Odinga.
Angst vor erneuter Eskalation
An den aktuellen Lage sei Kenyatta nicht alleine schuld, sagt Patrik Wülser, SRF-Korrespondent in Nairobi. «Etnische Spannungen gibt es seit Jahren.» Er trage aber die Verantwortung für seine Versprechen. Vor seiner Wahl habe sich der Präsident als «technokratischer Messias» verkauft. «Er versprach, Kenia in eine Art Singapur zu verwandeln. Das ist bis heute nicht geschehen.» Im Gegenteil: Den Bürgern Kenias gehe es heute schlechter als vor seinem Amtsantritt.
Die Demonstrationen sollen friedlich verlaufen. Dennoch würden Ausschreitungen befürchtet, sagt Wülser. «Die Kenianer haben vor sechs Jahren einen Bürgerkrieg erlebt. Sie wissen, was es bedeutet, wenn Wut und ethnische Vorurteile in Gewalt umschlagen.» Viele Menschen hätten ihre Dörfer bereits vorsorglich verlassen.
Tote bei Überfällen an der Küste
Die Regierung macht derweil die Opposition für die jüngsten Attacken an der Küste Kenias verantwortlich. Dabei sind am Wochenende erneut Dutzende Menschen getötet worden. Die bewaffneten Angreifer hätten Orte in den Bezirken Tana River und Lamu überfallen und dort insgesamt 29 Menschen getötet, hiess es in Nairobi.
Die aus Somalia stammende Al-Schabaab-Miliz bekannte sich zu einem der beiden Anschläge. Bei einem Überfall auf eine Polizeiwache in Gamba befreiten sie islamistische Gefangene, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Wie viele Häftlinge entkommen konnten, ist unbekannt. Mehrere Polizisten seien getötet worden.
Al-Schabaab hatte sich im vergangenen September auch zu dem Überfall auf ein Einkaufszentrum in der Hauptstadt Nairobi bekannt, bei dem 67 Menschen starben.
Weniger Touristen gehen auf Safari
Die zunehmende Gewalt durch Islamisten aus dem Nachbarstaat trifft auch die Tourismusindustrie immer härter. Einige Hotels in der Küstenregion stehen offenbar bereits vor dem Aus. Auch das Geschäft mit Safaris im Landesinnern ging deutlich zurück. «Kenia befindet sich auf einem gefährlichen Abstieg», so der Korrespondent.
Die Lebensmittelpreise seien in den letzten zwölf Monaten um 20 bis 30 Prozent gestiegen. «Bei den kleinen Einkommen im Land spielt das eine riesige Rolle», sagt Wülser. So gesehen seien die Anliegen des ehemaligen Premierministers Odinga zwar legitim. «Aber ein solcher Demonstrationsaufruf in einer Zeit, in der das Land von aussen bedroht wird, ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.»