Die USA haben die Gefangennahme des Top-Terroristen Abu Anas Al-Libi in Libyen als legal und angemessen verteidigt. Al-Libi werde ein ordentliches Verfahren bekommen und sich verteidigen können, sagte US-Aussenminister John Kerry am Montag am Rande des Apec-Gipfels auf Bali.
Der 49-jährige Al-Kaida-Mann war wegen der zeitgleichen Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 international gesucht worden. In Nairobi und Daressalam waren damals 224 Menschen getötet und Tausende verletzt worden. 2000 wurde Al-Libi von einem Gericht in New York wegen seiner Schlüsselrolle bei den Anschlägen angeklagt.
Am Wochenende fassten Spezialeinheiten den Gesuchten mitten in der Hauptstadt Tripolis. Der Computerexperte war einer der meistgesuchten Terroristen weltweit. US-Experten erhoffen sich Insider-Informationen über das Terrornetzwerk Al Kaida.
Widersprüche zum Ablauf der Aktion
«Menschen, die Terroranschläge verübt haben und angeklagt sind, müssen wissen, dass die USA alles in ihrer Macht Stehende tun werden – alles, was legal und angemessen ist – um das Gesetz durchzusetzen», sagte Kerry weiter. Washington und Tripolis berieten sich regelmässig über Sicherheitsfragen und etwaige Anti-Terror-Einsätze.
Die libysche Übergangsregierung hatte die Aktion zuvor als Entführung bezeichnet und Aufklärung verlangt. Regionale Medien berichteten am Montag allerdings, dass an der Gefangennahme Al-Libis auch Libyer beteiligt gewesen sein sollen.
Die Ehefrau schilderte dem Nachrichtensender Al Jazeera zufolge, Maskierte hätten ihren Mann vor dem Haus überwältigt, als er in seinem Auto gesessen habe. Einige von ihnen hätten Arabisch mit libyschem Dialekt gesprochen.
Libyen als eine der wichtigsten Al-Kaida-Basen
Laut Maghreb-Korrespondent Beat Stauffer kommt die Festnahme an sich nicht überraschend. Libyen sei in den letzten Monaten zu einer der wichtigsten Basen der Al Kaida weltweit geworden.
In einer Sperrzone im Süden des Landes gebe es ausgedehnte Trainingslager, ebenso im Osten des Landes. Erstaunlich sei allerdings, das hochrangige Kaida-Vetreter sich derart sicher fühlen, dass sie einfach auf der Strasse festgenommen werden könnten.
Libyer waren vermutlich informiert
Stauffer geht davon aus, dass die libyschen Behörden über den Kommandoeinsatz informiert waren. Es bestehe eine strategische Partnerschaft der Regierung mit den USA. Das Land betone immer wieder die guten Beziehungen zu den Amerikanern. Die Regierung sei auf die Unterstützung der USA angewiesen; ebenso auf die Zusammenarbeit mit einigen Milizen, da sie die Sicherheit im Land allein nicht garantieren könne.
Die schwachen Proteste wegen der Verletzung der Souveränität des Landes hatten wohl eher den Zweck, die Bevölkerung zu beruhigen, wie Stauffer sagt.