Mit Treibstoff aus Pflanzen oder Abfall klimaschonender fliegen – das möchte die Luftverkehrsindustrie. Neustes Beispiel ist die US-Gesellschaft United Airlines. Sie hat sich verpflichtet, in den nächsten drei Jahren 56 Millionen Liter Biosprit der kalifornischen Firma Altair zu kaufen.
Das macht aufs Ganze gesehen zwar nur einen kleinen Anteil am Treibstoff aus. Dennoch sei es ein wichtiger Schritt, um das Klima zu schützen, meint United-Sprecher Charles Hobart. Beim Agrotreibstoff würden insgesamt 60 Prozent weniger Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestossen als beim herkömmlichen Kerosin, sagt der United-Sprecher.
Über den Preis wollte die Firma keine Auskunft geben. Aber es scheint klar, dass sich diese Massnahme bei den aktuell tiefen Erdölpreisen nicht rentiert. «Es macht langfristig Sinn, in alternative Formen von Kerosin zu investieren, da die Öl-Preise auch wieder steigen können», heisst es bei United. Die Fluggesellschaft hat deshalb zusätzlich 30 Millionen Dollar in das kalifornische Jungunternehmen Fulcrum investiert, das Flugtreibstoff aus Haushaltsabfällen herstellen will.
Viele Fluggesellschaften experimentieren
Der Flugverkehr ist zwar nur für 2 Prozent des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich. Doch die Branche wächst rasant. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen aus dem Flugverkehr bis 2020 zu stabilisieren und bis 2050 zu halbieren. United ist eine von rund 20 Fluggesellschaften, die in letzter Zeit mit Biokraftstoffen experimentiert haben. Lufthansa hat mit Kerosin aus Zuckerrohr und Jatropha-Pflanzen getankt, die holländische Fluggesellschaft KLM und die französische Air France mischen Kraftstoff aus Speiseölresten der holländischen Firma SkyNRG bei.
Das sei ein positiver Trend, sagt Debbie Hammel von der Umweltschutzorganisation Natural Ressources Defense Council. «Die Luftfahrt hat weniger Möglichkeiten als etwa der Verkehr am Boden, um umweltfreundliche Antriebssysteme zu finden. Deshalb sollten Biokraftstoffe hier eingesetzt werden, falls sie auch wirklich in grossem Umfang verfügbar und nachhaltig sind.»
Nicht jeder Agrotreibstoff klimafreundlich
Das ist ein grosses Aber. Biotreibstoffe aus Pflanzen können nämlich Nahrungsmittel verdrängen. Wird deswegen etwa mehr Urwald gerodet, so kann der klimafreundliche Effekt wieder zu Nichte gemacht werden. Eine Studie der eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa hat aufgezeigt, dass Agrotreibstoffe aus Mais, Getreide und Kartoffeln sogar klimaschädlicher sein können als fossiler Kraftstoff.
Es ist schwierig, bei den verschiedenen Agrokerosinexperimenten der Fluggesellschaften unterscheiden zu können, welche brauchbar sind und welche nicht. Debbie Hammel fordert deshalb einen globalen Standard. «Es braucht einen unabhängigen und glaubwürdigen globalen Standard um zu versichern, dass das Agrokerosin, den Fluggesellschaften einsetzen, wirklich umweltfreundlich ist und keine schädlichen Nebenwirkungen hat.» Die Organisation Runder Tisch für nachhaltige Biomaterialien bietet dies an. Auf der Mitgliederliste sind aber neben Umweltschutzorganisationen und internationalen Verbänden nur drei Fluggesellschaften aufgeführt: South Africa Airways, die US-Gesellschaft Jet Blue sowie die Swiss.