Marokko war in den vergangenen Tagen von Protesten geprägt. Zahlreiche Menschen waren auf die Strasse gegangen, um gegen die Begnadigung eines verurteilten Pädophilen aus Spanien zu demonstrieren.
Die landesweiten Proteste haben nun offenbar genützt: Nach den Unruhen hat Marokkos König Mohammed VI. die Begnadigung des Mannes zurückgezogen.
Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur MAP gab der Palast am Sonntagabend bekannt, der König habe entschieden, «die zuvor gewährte Begnadigung wieder zurückzuziehen».
Die Justizministerien Spaniens und Marokkos sollten das weitere Vorgehen gegen den Mann absprechen. Zudem sollten die Umstände der «bedauernswerten Freilassung» des Mannes untersucht werden, hiess es.
Hat Begnadigter das Land schon verlassen?
Wegen Vergewaltigung von zwölf Minderjährigen war der Spanier 2011 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte die Taten fotografiert und gefilmt. Zusammen mit anderen Häftlingen war er kürzlich vom König begnadigt worden – im Namen der «exzellenten bilateralen Beziehungen» zwischen Marokko und Spanien, hiess es.
Nach eineinhalb Jahren hinter Gittern wurde er am Mittwoch in der Hafenstadt Kenitra im Norden des Landes auf freien Fuss gesetzt. Medienberichten zufolge hat er das nordafrikanische Land inzwischen in Richtung Spanien verlassen.
Die Begnadigung hatte nicht nur das Königshaus des nordafrikanischen Landes in die Bredouille gebracht. Auch in Spanien gerieten König Juan Carlos und die konservative Regierung in Erklärungsnot.
Dutzende Verletzte nach Protesten
Vor der ungewöhnlichen Mitteilung des Königshauses, das praktisch nie Handlungen des Monarchen rechtfertigt oder erklärt, hatte die marokkanische Polizei am Freitag Demonstrationen Tausender Menschen gegen die Begnadigung brutal niedergeschlagen.
Dabei seien allein bei einer Kundgebung vor dem Parlament in Rabat Dutzende verletzt worden, berichteten das Nachrichtenportal Afrik und andere Medien. Auch Journalisten seien ins Spital gebracht worden.