Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main schaltet sich angesichts der Vorwürfe rund um die Vergabe der Fussball-WM 2006 in die Aufklärungsarbeit ein. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen hat einen sogenannten Beobachtungsvorgang angelegt. Damit solle zuerst einmal überprüft werden, ob ein Anfangsverdacht für die Aufnahme von Ermittlungen überhaupt bestehe.
Noch ist alles im Konjunktiv: «Es könnte um Korruption, Betrug oder Untreue gehen», so Niesen: «Wir werden die zur Verfügung stehenden Unterlagen prüfen. Aber wir stehen noch ganz am Anfang, haben noch keine Ermittlungen eingeleitet. Dies wird geschehen, wenn sich der Anfangsverdacht bestätigt.»
WM-Vergabe dank Schwarzen Kassen?
Im Zentrum stehen die Recherchen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». Die erheben schwere Vorwürfe an den Deutschen Fussball-Bund (DFB): Das deutsche Bewerbungskomitee soll eine schwarze Kasse eingerichtet haben. Mit dem Geld seien korrupte Fifa-Mitglieder für die Abstimmung der Vergabe gekauft worden sein.
So präsentiert sich die Beweislage im «Spiegel»:
- Das prominente Mitglied des Bewerbungskomitees, Günter Netzer, soll gesagt haben, mit dem Geld «haben wir die vier Asiaten bezahlt». Netzer bestritt dies mehrfach.
- Dem «Spiegel» liegt ein Geheimpapier zu der angeblichen Rückzahlung der 6,7 Millionen Euro auf ein Fifa-Konto vor. Besonders der Vermerk «RLD» lasse aufmerken, so das Magazin. «RLD» steht für Robert Louis-Dreyfus, dem kolportieren Financier der schwarzen Kasse. Spiegel-Autor Jens Weinreich räumte ein, die Handschrift sei noch nicht überprüft worden.
Die WM 2006 war ein Sommermärchen und sie ist ein Sommermärchen.
Der DFB reagierte umgehend auf die Anschuldigungen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zeigte sich empört: «Die WM 2006 war ein Sommermärchen und sie ist ein Sommermärchen. Das Sommermärchen ist nicht zerstört. Es hat keine schwarzen Kassen gegeben, und es hat keinen Stimmenkauf gegeben.»
Der mächtige Fussballverband geht dabei auch in die Offensive. Der DFB-Rechtsvertreter Christian Schertz droht dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» mit Schadenersatzforderungen. Er werde Unterlassung und Gegendarstellung fordern, sagte der Anwalt beim TV-Sender Sky90. Und sollte dem DFB durch die Berichterstattung ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, werde man den Spiegel-Verlag haftbar machen.