Die Hoffnungen der Menschen waren gross, als sich Kosovo vor fünf Jahren für unabhängig erklärte. Gross ist inzwischen nur noch die Ernüchterung: Investoren sind ausgeblieben, neue Arbeitsplätze sind kaum entstanden. Dazu plündern Politiker und Beamte unverfroren die Staatskasse.
Dies erlebte wie viele andere auch der Kleinunternehmer Rexhep Krasniqi, als er vor zwei Jahren im Rahmen der Visa-Liberalisierung mit dem Innenministerium einen Vertrag abschliessen konnte .Der Jurist und Immobilienhändler aus Pristina erhielt die Bewilligung, im ganzen Land Wohnungen für kosovarische Staatsangehörige bereitzustellen, die wegen vereinbarten Rückübernahmeabkommen aus Schengen-Ländern zurückgeschafft wurden. Bei den Betroffenen handelte es sich in den meisten Fällen um Roma.
Wiederholte Drohungen
Krasniqi mietete bis zu 200 Wohnungen an und beschäftigte zehn Angestellte. Es dauerte dann aber nicht lange, bis Mitarbeiter des Innenministeriums bei im vorsprachen und mit Hinweis auf den Staatsvertrag die hohle Hand machten, wie Kransiqi berichtet: «Es gibt Leute im Innenministerium, die keinerlei Interesse an Volk und Land haben, sondern nur auf ihren Vorteil bedacht sind», stellt der Unternehmer fest.
Krasniqi weigerte sich in der Folge beharrlich, zu zahlen – im vollen Wissen, dass solche Praktiken bei Staatsaufträgen üblich sind und oft Millionenbeträge fliessen. Selbst als die Drohungen auf seine Familie zielten und ein Unbekannter ein hübsch verpacktes Kinderspielzeug bei seiner Firma abgab, blieb er hart. Er machte in der Folge auch versteckte Tonaufnahmen von den Geldforderungen.
Nach dem Gang zur Justiz kam die Kündigung
Der Gang zur Staatsanwaltschaft und an die Medien schadete ihm dann aber zusätzlich: Das Innenministerium zahlte die angemieteten Wohnungen nicht mehr und kündigte den Vertrag zehn Monate vor Ablauf der Frist. Krasniqi bezahlte die Mieten aus eigener Tasche, kam selber in finanzielle Schwierigkeiten und verschuldete sich sogar. Aus Liebe zum Land und im Interesse der wichtigen Visa-Liberalisierung, wie er betont: «Meine Kinder sollen dereinst frei in Europa reisen und studieren können.»
Ein Teil des Geldes ist ihm das Innenministerium bis heute schuldig geblieben. Immerhin wird er nicht mehr bedroht. Krasniqi ist überzeugt, richtig gehandelt zu haben: «Wir haben zu viel gegeben für dieses Land und wir wollen ein funktionierendes Gesetz und nicht Korruption.»