Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Kosovo provisorisch anerkannt und dem Balkanstaat damit den Weg frei gemacht zur ersten Olympia-Teilnahme 2016 in Rio de Janeiro. An diesem Entscheid hat insbesondere Serbien wenig Freude, wie SRF-Balkankorrespondent Walter Müller berichtet.
Enge Verflechtung zwischen Sport und Politik
Zwar gebe es noch keine offiziellen Reaktionen aus der serbischen Politik zum IOC-Entscheid. Bislang habe sich einzig das Olympische Komitee des Landes gemeldet und beteuert, man habe in den letzten Jahren – in Absprache mit der Regierung – alles versucht, um die Aufnahme des Kosovo ins IOC zu verhindern. «Das zeigt, wie eng Sport und Politik im Westbalkan verflochten sind», sagt Müller.
Seiner Einschätzung nach wird Serbien nicht verhindern können, dass der Kosovo definitiv ins IOC aufgenommen wird – diesen Entscheid fällt die IOC-Generalversammlung im Dezember. Serbien argumentiere, dass ein Land nur aufgenommen werden könne, wenn es Mitglied der UNO sei, erklärt der Korrespondent.
108 Länder akzeptieren den Kosovo
Das IOC wiederum stützt seinen Entscheid auf die Tatsache, dass 108 von insgesamt 193 UNO-Mitgliedern den Kosovo anerkannt haben. Ausserdem erfülle das Land die IOC-Vorgaben, was die Auswahl an nationalen Sportverbänden angeht.
Im Kosovo gebe es eine Vielzahl nationaler Sportverbände, der Sport nehme eine wichtige Funktion ein, sagt Müller: «Jeder Sieg im Sport unterstreicht, dass der Kosovo ein Staat ist.» Und: «Um als Staat wahrgenommen zu werden, sind die Olympischen Spiele eine wichtige Bühne.»
Für den jüngsten europäischen Staat sei jede Aufnahme in eine internationale Organisation wichtig und ein Schritt mehr in Richtung internationaler Akzeptanz seiner Eigenständigkeit. Entsprechend versuche der Kosovo auch, Mitglied in internationalen Wirtschafts-, Wissenschafts- oder Kulturorganisationen zu werden.