Die USA und viele Dissidenten in Kuba werten die Wahl als «Farce». Trotz wahrnehmbarer Reformen ist Kuba bei den Wahlen noch weit von demokratischen Standards entfernt. Die überalterte Partei- und Staatsführung will die Verjüngung der politischen Kader vorantreiben.
Fidel erstmals seit März 2012 live im TV
Der 86jährige «Comandante en Jefe» Fidel Castro tritt wie schon 2008 wieder an. Er führt die Liste in Santiago de Cuba an. Er hat sich erstmals seit fast einem Jahr wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Das staatliche Fernsehen präsentierte, wie er in Havanna seine Stimme bei den Wahlen abgab.
«Ich bin sicher, dass das kubanische Volk ein wahrhaft revolutionäres Volk ist, das grosse Opfer gebracht hat», sagte Castro mit schwacher Stimme zu Journalisten in seinem Stammwahllokal im Stadtteil Vedado. Dort gibt er seit 1976 bei Wahlen seine Stimme ab.
Zuletzt war der langjährige Staatschef beim Besuch von Papst Benedikt XVI. auf Kuba im März vergangenen Jahres live im Fernsehen zu sehen gewesen. Nach einer schweren Erkrankung hatte Castro die Macht seit 2006 schrittweise an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl abgegeben.
Wahl der neuen Staatsspitze in 14 Tagen
Der 81jährige Raúl Castro, ist ebenfalls Kandidat in derselben Provinz. Beide mussten sich noch nie demokratischen Wahlen stellen. Sie führen seit Jahrzehnten das Land auf sozialistischem Kurs.
Die neuen Abgeordneten kommen rund zwei Wochen nach der Wahl zur konstituierenden Sitzung zusammen. Dann bestimmen sie den Staatsrat sowie den Staats- und Regierungschef.
Hoffnungsträgerin Mariela Castro
Präsident Raúl Castro dürfte dann eine Amtszeitverlängerung von weiteren fünf Jahren bekommen. 2011 wurde eine Begrenzung auf zwei Amtszeiten erörtert. Konkretisieren sich diese Pläne, wäre es Raúl Castros letzte Periode als Regierungschef.
Vergleichsweise jugendlich mutet im Kandidatenreigen ein weiteres Mitglied der Familie an: Die 50jährige Mariela Castro ist Raúls Tochter und tritt in Havanna an. Sie ist bekannt für ihre liberalen Positionen hinsichtlich der Rechte Homosexueller und wird im Ausland als eine der «fortschrittlichsten» Kräfte angesehen.