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International Labour – die möglichen Nachfolger für Ed Miliband

Vor sechs Wochen erlitt die britische Labour-Partei eine empfindliche Niederlage. Ihr Chef, Ed Miliband, zog sogleich die Konsequenzen und ging nach Ibiza in die Ferien. Gestern Abend stellten sich die zwei Kandidaten und zwei Kandidatinnen für seine Nachfolge erstmals einem BBC-Studiopublikum.

Vier Kandidaten für den Vorsitz der Labour-Partei

Nach ihrer schweren Wahlniederlage ist Labour offenbar immer noch mit Wundenlecken beschäftigt. Und die Erklärungsversuche für die Schlappe scheinen so vielfältig, wie das Spektrum der Partei breit ist.

«Vom Kurs abgekommen»

«Wir sind in den letzten Jahren vom Kurs abgekommen», diagnostizierte Jeremy Corbyn, ein linker Veteran, der nur mit äusserster Mühe genügend Labour-Abgeordnete für seine Kandidatur zusammengekratzt hatte. Linksumkehrt, Marsch, empfahl Corbyn leidenschaftlich. Er gehört offenkundig zu jenen, denen die Labour-Partei in der letzten Wahl nicht links genug war – was für Schottland, wo die Partei ausradiert wurde, bestimmt zutrifft.

Doch warum strömten die Wähler im Norden Englands zur fremdenfeindlichen Ukip-Partei, und weshalb schwenkten sie im wohlhabenden Süden zu den Konservativen um?

Kompetenztest verloren

Liz Kendall, eine neue Stimme, gilt als Erbin von Tony Blair, der genau diesen Süden für sich zu begeistern vermocht hatte, meint: Die Wähler hätten Labour bei der Wirtschaft und den Steuern nicht über den Weg getraut. So habe die Partei den Kompetenztest verloren. Kendall will folglich die Geschäftswelt für sich gewinnen, muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, dass sie bloss vorschlägt, konservative Pläne mit etwas mehr Herz umzusetzen.

Diese Kritik trifft auch die beiden verbleibenden Hoffnungsträger: Yvette Cooper diente als Ministerin unter Gordon Brown.

Cooper meint, Labour habe an alle anderen Parteien Stimmen verloren, weil die Partei bestenfalls an ihre Kernwählerschaft appelliert habe. Das stimmt, bleibt aber farblos und verheisst lediglich Miliband mit einer besseren Werbefirma.

Im Goldfischglas von Westminster

Andy Burnham diente zwar ebenfalls als Labour-Minister, aber er hat immerhin den richtigen Stallgeruch und den bodenständigen Akzent. Er werde die Partei aus dem Goldfischglas von Westminster hinausführen. Das sei das Wichtigste sei, dass Labour unter der Kontrolle einer Elite erscheine.

Das Quartett erinnerte bisweilen an die Trotzkisten, an grossartige Kritiker der Vergangenheit ohne glaubwürdige Rezepte für die Zukunft. Die Lichtgestalt blieb im Verborgenen.

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