Am Mount Everest hat eine Lawine mindestens zwölf Nepalesen in den Tod gerissen. Sieben weitere Bergführer und Träger seien aus den Eis- und Schneemassen geborgen worden, einige von ihnen schwer verletzt, sagte Dipendra Poudel vom Tourismusministerium. Mehrere Menschen werden noch vermisst.
Die «Tagesschau» konnte mit dem erfahrenen Schweizer Bergführer Kari Kobler sprechen, der sich zurzeit auf der Nordseite des Mount Everests aufhält. Nach seiner Einschätzung hatte es viel Neuschnee. Zudem würden sich die Lawinen in der betroffenen Gegend leicht und ohne Fremdeinwirkung lösen. Vor einer solchen Lawine könne man kaum fliehen, so Kobler weiter.
Die meisten Opfer sind Einheimische
Die Bergsteiger gehörten zu fünf grossen Expeditionen, wie Poudel erklärte. Sie waren am frühen Morgen im Basislager des höchsten Berges der Welt aufgebrochen, um die Route für die zahlenden Bergsteiger zu bereiten.
Noch ehe sie Camp eins erreichten, wo sie Zelte aufbauen und Essen einlagern wollten, wurden sie auf 5800 Metern Höhe von der Lawine mitgerissen. Sie löste sich am Khumbu-Eisbruch im so genannten Popcorn-Feld, einer der gefährlichsten Stellen der ganzen Route. Dort brechen immer wieder riesige Eisblöcke ohne Vorwarnung ab.
Die meisten Opfer stammen aus der Everest-Region, viele von ihnen waren Sherpas. Das Frühjahr gilt als beste Zeit, um den 8848 Meter hohen Berg zu erklimmen – die meisten erfolgreichen Besteigungen gibt es im Mai.
Vorbereitungen für Bergsteiger-Saison
Die Route wird jedes Jahr mit Hilfe von Fixseilen und Leitern für die Bergsteiger aus aller Welt vorbereitet. Dafür steigen die lokalen Helfer über Wochen hinweg immer wieder auf und ab. Die Zeitung «Himalayan Times» berichtete, fast 100 lokale Bergführer und Träger sässen oberhalb des Lawinenabgangs fest, weil die Route verschüttet sei.
Zahlreiche Polizisten und Soldaten halfen nach offiziellen Angaben dabei, nach Überlebenden zu suchen. Helikopter brachten die Leichen ins Tal und die Verletzten in Krankenhäuser in der Hauptstadt Kathmandu.
Allerdings musste die Suche am Freitagnachmittag wegen starken Windes zunächst eingestellt werden. «Eine Leiche wurde zurückgelassen, da wir wegen schlechten Wetters die Rettungsaktion nicht fortführen konnten», sagte ein Sherpa.
Regierung will mehr Sicherheit
Im Basislager auf etwa 5400 Metern Höhe warten derzeit Hunderte auf den Aufstieg. Nach Angaben der «Himalayan Times» erhielten in diesem Jahr 334 Bergsteiger in 31 Teams die Erlaubnis, auf das Dach der Welt zu klettern. Das sind wesentlich weniger als im vergangenen Jahr. Die Regierung versucht, durch neue Regeln und Gesetze in Zukunft verrückte Rekorde zu verhindern und die Zahl der Bergsteiger am Everest zu begrenzen.
Erstmals wurde der Mount Everest 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay bestiegen. Seitdem standen mehr als 4000 Menschen auf dem höchsten Punkt der Erde. Mehr als 400 starben an den Flanken des Everest. Das bislang schwerste Unglück ereignete sich 1996, als acht Bergsteiger in einem Schneesturm ums Leben kamen.