Die linke Regierung will ein Wahlversprechen einlösen und das College, die Sekundarstufe, umbauen. Sie will den Schulen und Lehrkräften mehr Freiraum geben, 20 Prozent des Unterrichts sollen sie frei gestalten können, mehr Projektunterricht, mehr fächerübergreifende Themen, weniger Wissen, mehr Fähigkeiten fördern.
Reform-Allergien auf allen Seiten
Die politische Rechte läuft dagegen Sturm. Sie fordert mehr Autorität in der Schule, mehr Effizienz bei den Lehrern, Disziplin und dass sie sich bedingungslos in den Dienst der Republik stellten.
Es spielt eigentlich keine Rolle, ob in Frankreich die Reformen von rechts oder links kommen. In jedem Fall entwickeln sich Reform-Allergien auf allen Seiten.
Seit Wochen mobilisieren Gegner und Befürworter der Schulreform, als ginge es um das Fortbestehen der Republik. Darum sei jede Bildungsreform in Frankreich so schwierig, konstatierte gestern Premierminister Manuel Valls lakonisch: Die Schule und die Republik gehörten nun einmal zusammen und das löse logischerweise Diskussionen aus.
In einem Punkt sind sich alle einig
Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Die Schule – vor allem auf der Sekundarstufe – erreicht ihre Ziele kaum. Zu viele Kinder brechen die Schule ab. 70 Prozent sagen, sie langweilten sich im Unterricht. Wer aus tieferen sozialen Schichten kommt, hat weniger Chancen, Zugang zu einer höheren Schulbildung zu erhalten.
Es ist ein ideologischer Streit geworden, wie dagegen anzukämpfen wäre. Vertreter beider Lager strömen heute auf die Strasse. Zu Hause bleiben Schülerinnen, Schüler und deren Eltern. Nachvollziehbar: Deren Meinung ist im zentralistischen Bildungssystem Frankreichs auch gar nicht gefragt.