Der 39-jährige Sozialdemokrat Matteo Renzi hat bereits angekündigt, sich um eine Neuauflage der bisherigen Koalition mit der Mitte-Rechts-Partei zu bemühen. Der wichtigste Koalitionspartner signalisierte seine Unterstützung, nannte aber Bedingungen für eine Fortsetzung des Bündnisses.
Auch parteiintern ein «Haudrauf»
Vorangegangen war ein offener Machtkampf zwischen Letta und Renzi: Bei einem Spitzentreffen der Demokratischen Partei warf Parteichef Renzi Regierungschef Letta mangelnden Reformwillen vor und forderte ihn zum Rücktritt auf. Daraufhin beschloss der Führungsausschuss der Partei mit 136 zu 16 Stimmen, den Ministerpräsidenten durch Renzi zu ersetzen.
Bekannt geworden ist Matteo Renzi als radikaler «Verschrotter». Er hatte angekündigt, die alte Politikerkaste abschaffen zu wollen. Auch gegenüber seiner eigenen Demokratischen Partei (PD) ist Renzi gnadenlos – seit seiner Wahl zum Vorsitzenden im Dezember forderte er von Letta Reformen und zuletzt sogar, den Weg für eine neue Regierung freizumachen.
Seinem Ziel – dem Regierungspalast Chigi in Rom – dürfte Renzi damit ganz nahe gekommen sein. Seinen Machtanspruch hatte der Aufsteiger aus der Toskana zuletzt noch einmal untermauert.
Vierter Chef in nur vier Jahren
Doch für dieses radikale Vorgehen erntete er auch Kritik: Ihm wurde immer wieder vorgeworfen, nur seinen eigenen Ehrgeiz zu bedienen und sich illoyal zu verhalten. Einige Parteifreunde halten ihn zudem für einen Populisten und wollen seinen radikalen Reformkurs nicht mittragen.
Das in anhaltender Rezession steckende Krisenland Italien bekommt mit dem Wechsel seinen vierten Regierungschef in nur vier Jahren. Renzi will die drittgrösste Volkswirtschaft der Eurozone mit konsequenten Reformen bis 2018 regieren und wieder auf Kurs bringen. Er erklärte, Italien brauche einen radikalen Wandel.