Der Lats begleitet die Letten seit über 20 Jahren und gilt als Symbol ihrer wiedererlangten Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Doch ab Januar 2014 wird die geliebte Währung nur noch ein Stück Geschichte sein. Dann wird der mittlere der baltischen Staaten endgültig Mitglied der Europäischen Währungsunion. Als Konsequenz wird der Lats vom Euro abgelöst.
Die Regierung hat derweil alle Register gezogen, um der Bevölkerung den Währungswechsel so angenehm wie möglich zu gestalten. Für die Neujahrsnacht ist ein grosses Feuerwerk geplant, welches den Beitritt Lettlands zur Währungsunion als 18. Land einleitet.
Ausserdem hat die Regierung im Dezember 800'000 «Starter-Kits» verteilt. Die Plastiktütchen enthalten jeweils 45 Euromünzen im Wert 14,32 Euro und sollen den gut zwei Millionen Bürgern bei der Umgewöhnung helfen. Doch die Bevölkerung sieht dem Wechsel mit gemischten Gefühlen entgegen. In Umfragen sprechen sich über die Hälfte der Letten gegen den Währungswechsel aus.
Angst vor Identitätsverlust
Die Erhebungen zeigen: Die Letten haben Angst, dass die Einführung des «Teuros» die Preise steigen lässt. Doch noch viel tiefer steckt die emotionale Bindung an den Lats. Bevor das Land von der Sowjetunion annektiert wurde, waren zwischen 1922 und 1941 bereits Münzen mit demselben Namen im Umlauf.
Dann galt für über 50 Jahre der Rubel als Zahlungsmittel. Beim Wiedererlangen der Unabhängigkeit war der Lats 1993 ein wichtiges Reformelement beim Übergang von der Plan- in die Marktwirtschaft. Nun fürchten die Letten um den Lats als identitätsstiftendes Element.
In Baden-Württemberg wurden nun eigens Ein- und Zwei-Euro-Münzen geprägt, welche «Milda» zeigen. Die Lettin in traditioneller Tracht zierte bereits die Fünf-Lats-Münze nach der ersten Unabhängigkeit und soll die Trennung erleichtern. Inzwischen ist das Abschiedslied «Paldies Latinam» (Danke kleiner Lats) in Lettland zu einem Internet-Hit geworden.
Positive Stimmung bei der Regierung
Anders ist die Stimmung bei der lettischen Regierung. Dort sieht man die Einführung der neuen Währung in einem anderen Licht: «Die Einführung des Euro wird positiv für Lettland sein, sie wird einen Beitrag für die Wirtschaft und das Wohlergehen der Menschen leisten», sagte Noch-Ministerpräsident Valdis Dombrovkis.
Die lettische Regierung ist Anfang November in der Schlussphase der Währungsumstellung zurückgetreten. Dombrovkis und sein Kabinett übernahmen damit die Verantwortung für den Einsturz eines Supermarktes mit 54 Toten. Aktuell regiert die alte Ministerriege aber noch weiter.
Brüssel wertet Beitritt positiv
Für die EU stellt dies aktuell kein Problem dar. Die Vorbereitungen für den Währungswechsel sind laut der EU-Kommission «insgesamt weit fortgeschritten.» Der Beitritt Lettlands zur Eurozone wurde von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem als «historischer Moment» beschrieben.
Auch Lettland war von der Finanzkrise nicht verschont geblieben. Die Wirtschaftsleistung des Landes brach zwischen 2008 und 2010 um 20 Prozent ein. Die Baltenrepublik war auf Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU angewiesen. Inzwischen hat sich das Land aber mit einem radikalen Spar- und Reformprogramm erholt.