Doris Lessing sei am Sonntag in den frühen Morgenstunden in ihrer Londoner Wohnung friedlich eingeschlafen, erklärte ihr Agent und langjähriger Freund Jonathan Clowes. Er würdigte die 94-Jährige als «wundervolle Schriftstellerin mit einem faszinierenden und einzigartigen Geist».
Der Durchbruch gelang Doris Lessing 1962 mit «Das goldene Notizbuch», eines der wichtigsten feministischen Werke. Lessing verfasste mehr als 50 Bücher von Essays bis zu Science Fiction.
2007 wurde Lessing als älteste Autorin im Alter von 88 Jahren mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, vor allem auf Grund ihres weiblichen und sozialkritischen Blicks auf das 20. Jahrhundert. In der Begründung hiess es, Lessing sei eine «Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat».
Kind des Kolonialismus
Doris Lessing wurde am 22. Oktober 1919 als Doris May Taylor von englischen Eltern im damaligen Kermanschah in Persien, dem heutigen Iran, geboren. Als Kind eines Kolonialoffiziers hat sie früh am eigenen Leib erfahren, was Kolonialismus bedeutet.
Diese Erfahrung und die Übersiedlung ihrer Familie im Jahr 1925 ins heutige Simbabwe prägten die Autorin. In über 50 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit beschrieb Lessing ihren Lesern das koloniale Afrika ebenso wie soziale und mentale Krisen oder auch eine atomare Katastrophe.