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International Luftschläge auf Bäckerei in Syrien: Bomben statt Brot

Bei einem Luftangriff der US-Koalition in Syrien sind mehrere Zivilisten getötet worden. Derweil beschiesst die Türkei die kurdischen Einheiten über die Grenze; Russland unterstützt Machthaber Assad bei der Belagerung Aleppos. Wenn die Stadt fällt, wird eine Viertelmillion Menschen fliehen müssen.

Bei einem Luftangriff der US-geführten internationalen Koalition sind im Nordosten Syriens mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Sie hatten sich in der Region um die 15‘000-Einwohner-Stadt Al-Shaddadi im Morgengrauen bei einer Bäckerei angestellt, um Brot zu bekommen. Es wurden auch mindestens 20 Menschen verletzt.

Dies berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die ein Netzwerk von Informanten vor Ort pflegt. Die Angaben der Stelle können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Der Angriff der Luftschläge soll mit einer Offensive der kurdischen Volksschutzeinheiten YPG gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) einhergegangen sein. Die YPG ist der bewaffnete syrische Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Volksschutzeinheiten beherrschen grosse Teile der Grenze zur Türkei und sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS.

Türkei beschiesst kurdische Einheiten

Derweil beschiesst die Türkei seit Tagen Gebiete, die die YPG in Syrien erobert hat, über die Grenze hinweg mit Artillerie. Einem Ende dieser Angriffe stellt sich der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan entgegen: «Wir denken nicht daran aufzuhören.» Er forderte die USA erneut auf, sich zu entscheiden, ob die Türken oder die Kurden ihre Verbündeten seien.

Bereits am Montag waren bei Angriffen auf fünf Krankenhäuser und zwei Schulen unter andere im Nordosten Syriens nach UN-Angaben fast 50 Menschen ums Leben gekommen. Für die Luftschläge sollen die russischen Flugzeuge verantwortlich sein. Moskau dementiert die Vorwürfe.

Russland und Assad belagern Aleppo

Die von russischen Luftangriffen unterstützten Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ziehen seit Wochen den Belagerungsring um die nordsyrische Stadt Aleppo enger. Die seit Jahren umkämpfte Grossstadt gilt als letzte Hochburg der gemässigten Rebellen.

Mehrere Hilfsorganisationen warnen vor einem dramatischen Anstieg der Flüchtlingszahlen bei einer Einnahme von Aleppo durch die Regierungstruppen. «In Aleppo ist die Situation für die Bevölkerung bereits dramatisch», erklärte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.

Bis zu 250'000 Menschen in Aleppo gefährdet

«Wenn die Stadt fällt, ist mit bis zu 250‘000 weiteren Flüchtlingen zu rechnen.» In den vergangenen Tagen sind bereits Zehntausende Bewohner aus Aleppo an die nur gut 40 Kilometer entfernte türkische Grenze geflohen und sitzen dort fest.

Aleppo hat über zwei Millionen Einwohner, etwa ein Fünftel davon sind Christen. Viele Bewohner sind bereits geflüchtet, weite Teile der Stadt sind zerstört. Die Altstadt beherbergt zahlreiche antike Gebäude wie die Zitadelle und wurde erst vor einigen Jahren grossflächig restauriert. Vor dem Bürgerkrieg war Aleppo mit 60‘000 eingeschriebenen Studierenden an der Universität und der technischen Hochschule eines der wichtigsten Ausbildungszentren in der Region.

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