Knapp zehn Monate nach dem Verschwinden von Flug MH370 über dem Indischen Ozean hat Malaysia die ungeklärte Tragödie offiziell als «Unfall» eingestuft. «Mit schwerstem Herzen» und «tiefstem Bedauern», wie Azharuddin Abdul Rahman, Chef der Luftfahrtbehörde im Fernsehen erklärte: «Alle 239 Passagiere und Crew-Mitglieder gelten als tot».
Nach 327 Tagen Suche nach dem berschwundenen Flugzeug sei «äusserst unwahrscheinlich», dass jemand überlebt habe. Die Suche gehe aber weiter, versicherte Rahman. Die Einstufung als Unfall sei Voraussetzung dafür, dass den Angehörigen der Opfer nun Entschädigungen ausgezahlt werden können.
Botschaft in Peking abgesperrt
Bei vielen Hinterbliebenen stösst der Entscheid allerdings auf Wut und Protest: «Ich glaube, sie lügen», erklärte Sarah Bajc, deren Freund Philip Wood in der Maschine sass. Es gebe keine Beweise, dass das Flugzeug tatsächlich abgestürzt sei. Daher könne sie der Regierung nicht glauben. «Es ist unmöglich, die Sache abzuschliessen, bis wir Beweise haben.»
Vor allem auch in China ist die Bestürzung über den Entscheid gross. In Peking musste die malaysische Botschaft weiträumig abgesperrt werden. Angehörige von Opfern wurden – oft unter Tränen – von der Polizei abtransportiert. Zwei Drittel der Passagiere des Unglücksfluges stammten aus China.
Eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums sagte, die malaysische Regierung müsse die Angehörigen stets auf dem neuesten Stand halten und ihnen beistehen. «Wir ersuchen die malaysische Seite auch, sich dazu zu verpflichten, weiter zu suchen und zu ermitteln.»
Verschwinden immer noch ein Rätsel
Bei den Ermittlungen herrscht lange Zeit Chaos. Nun glauben die Suchmannschaften, dass das Flugzeug der Malaysia Airlines im südlichen Indischen Ozean abgestürzt ist - eine sehr entlegene Gegend, Tausende Kilometer von der ursprünglichen Flugroute entfernt. Dort ist das Meer laut malaysischem Ministerium teilweise mehr als 6000 Meter tief.
Was aber genau mit der Boeing 777-200 passiert sein könnte, ist weiterhin völlig unklar. Es gab keinerlei Hinweise auf schlechtes Wetter, einen technischen Defekt oder eine Entführung. Auswertungen automatischer Satellitenkontakte legen nach Analysen von Experten nahe, dass die Maschine fast sieben Stunden in Richtung Süden flog und abstürzte, als das Benzin ausging. Laut Experten lassen sich die letzten Stunden an Bord nicht ohne die Blackboxen rekonstruieren - und diese wurden nie gefunden.
Die Suche nach MH370 ist eine der aufwendigsten Aktionen in der Geschichte der Luftfahrt mit Dutzenden Schiffen und Flugzeugen, mit Hochtechnologie und Unterwasserfahrzeugen. Das derzeitige Suchgebiet ist ein 93 Kilometer breiter und 650 Kilometer langer Korridor westlich von Perth. Die Koordinationsstelle geht davon aus, dass die gesamte Zone bis Mai 2015 abgesucht ist.