Zwölf Tote zählte man in El Salvador vor dem Waffenstillstand – pro Tag. Heute sind es im Durchschnitt noch fünf. Damit ist der linken Regierung von Präsident Carlos Mauricio Funes gelungen, was ihre Vorgänger vergeblich versucht hatten: Die Gewalt unter den Maras-Banden im Land massiv zu reduzieren.
Laut Cecibel Romero, Journalistin in El Salvador, sind das jeden Tag sieben Tote weniger. Und das seit über einem Jahr. «Der Waffenstillstand zwischen den Jugendbanden hat damit über 2000 Menschen das Leben gerettet», rechnet sie vor.
Die jungen Männer steigen bei den Maras ein, weil sie nicht zur Schule gehen, weil sie keinen Job haben. Und weil die Banden schnelles Geld versprechen. Beim Eintritt lassen sie sich tätowieren. Auch im Gesicht: So bleiben sie gezeichnet. Sie erledigen für die Drogenmafia die Drecksarbeit, treiben Schutzgelder ein, schüchtern ein, rauben aus – morden. Oft auch untereinander.
Fehlende Perspektiven
Vor einem Jahr halfen Kirche und Staat, einen Waffenstillstand einzufädeln. Viele Probleme aber blieben. «Die Zahl der Erpressungen blieb gleich», sagt die Journalistin weiter. Die Banden morden zwar weniger, aber krumme Geschäfte machen sie weiterhin. Das grosse Problem sind fehlende Berufsperspektiven.
Vor einem Jahr hatten aussteigewillige Bandenmitglieder als Gegenleistung für den Gewaltverzicht Arbeit gefordert. Doch passiert ist wenig: Die Regierung hat ein paar Mini-Projekte lanciert, konkret waren es ein paar Jobs in Bäckereien und in der Landwirtschaft. Insgesamt warten etwa 60'000 Banden-Mitglieder auf eine Chance.
Weil die Banden weiter Menschen erpressen und Raubzüge begehen, ist die Akzeptanz des Waffenstillstands gering: Viele stören sich daran, dass ausgerechnet ehemalige Kriminelle bevorzugt behandelt und mit Jobs versorgt werden sollen.
Maras auch in Honduras
Interesse am Waffenstillstand mit den Maras zeigt derzeit vor allem das Ausland. Zum Beispiel El Salvadors Nachbarstaat Honduras. Auch dort gibt es Maras. Und auch dort will die katholische Kirche die Jungen zum Gewaltverzicht bewegen.
Doch die Regierung in Tegucigalpa bleibt passiv. Ausser einigen schönen Worten steuert sie nichts zum Prozess bei. «In Honduras wird es schwierig, einen Waffenstillstand zu vereinbaren», ist Journalistin Romero überzeugt. «Mehr Sicherheit und weniger Tote gibt es nur, wenn der Staat mitzieht.»
Am wichtigsten wäre es, Jugendlichen eine Ausbildung zu bieten. Das ist ein schwieriges Unterfangen in Staaten wie Honduras oder El Salvador. Dort hat die kleine Oberschicht stets dafür gesorgt, dass der Staat schwach und ihre eigene Macht gross bleibt.