Irak
Im Irak tobt ein blutiger Machtkampf zwischen Anhängern des sunnitischen und des schiitischen Islam, der immer mehr Opfer fordert. Der Mai war mit mehr als 1000 Toten laut der UNO der tödlichste Monat in dem arabischen Land seit fast fünf Jahren. Aber auch im Juni nimmt die Gewaltspirale kein Ende.
Bei einer Serie von Anschlägen und Übergriffen sind nach Angaben von Sicherheitsbehörden und Ärzten mindestens 20 Menschen getötet worden. Die Attentäter nahmen dabei vor allem von Schiiten bewohnte Gebiete ins Visier. Mehr als hundert Menschen wurden verletzt.
Leiter eines Entschärfungskommandos tot
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden in der überwiegend von Schiiten bewohnten Stadt Basra sechs Menschen getötet, als zwei Autobomben detonierten. Nach Angaben der unabhängigen Nachrichtenplattform Sumaria News war unter den Toten auch der Leiter des lokalen Kommandos zur Entschärfung von Bomben.
In Nadschaf, einem Pilgerort für Schiiten, wurden laut Behörden zwei Menschen getötet und 22 weitere bei einem Autobombenanschlag auf einen Gemüsemarkt verletzt.
Vier Tote gab es demnach auch bei der Detonation von Sprengsätzen im Umland Bagdads. Vier Polizisten starben in der Provinz Salah-al-Din bei der Explosion zweier Autobomben in der schiitisch-turkmenischen Region von Tus.
Angriff auf Exil-Iraner
Im nördlichen Mossul kamen drei Sicherheitskräfte bei einer Attacke ums Leben. Dort überfielen Bewaffnete ausserdem ein Fahrzeug, das Beamtengehälter transportierte. Sie erbeuteten laut Sumaria News umgerechnet mehr als 600'000 Euro. Auch in den Städten Hilla, Al-Kut und Nassirija gab es tödliche Anschläge.
Am Vortag waren bei einem Angriff auf ein Lager der iranischen Oppositionsgruppe Volksmudschaheddin im Irak mindestens vier Iraner ums Leben gekommen.
Erneut gab es zudem einen tödlichen Angriff auf Exil-Iraner. Nach irakischen Medienberichten wurde das «Camp Liberty» mit Mörsergranaten attackiert. Der UNO-Sondergesandte für den Irak, Martin Kobler, und die Büroleiterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Bagdad, Claire Bourgeois, verurteilten die Attacke und forderten die irakische Regierung auf, die Sicherheit der Lagerbewohner zu garantieren.
Bagdad pflegt gute Beziehungen zu Teheran
Erst im Februar hatte es einen tödlichen Angriff auf das Camp ausserhalb von Bagdad gegeben, wo nach UNO-Angaben 3100 Iraner leben. Iraks ehemaliger Präsident Saddam Hussein hatte der Widerstandsgruppe seinerzeit gestattet, von irakischem Boden aus gegen den Iran zu operieren.
Die aktuelle Führung in Bagdad ist jedoch von Schiiten dominiert, die gute Beziehungen zu Teheran pflegen und die Volksmudschaheddin so schnell wie möglich loswerden wollen. Eine Abschiebung der Iraner in ihre Heimat wäre für diese jedoch gefährlich. Jetzt wird nach Aufnahmeländern gesucht.