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International Mindestens zwei Tote bei schweren Gefechten in Jemen

In Sanaa haben sich schiitische Huthi-Rebellen und Soldaten beim Präsidentenpalast beschossen. Es handelt sich um die heftigsten Auseinandersetzungen, seit die Schiiten-Bewegung die Hauptstadt unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Mindestens zwei Menschen wurden getötet.

Vor dem Präsidentenpalast in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind Gefechte der Palastgarde mit schiitischen Huthi-Rebellen ausgebrochen. In der ganzen Stadt Sanaa waren Explosionen und Schüsse zu hören, Panzer fuhren auf. Wie Informationsministerin Nadia Sakkaf mitteilte, übernahmen die Rebellen auch die Kontrolle über das Staatsfernsehen und die amtliche Nachrichtenagentur Saba.

Die Sicherheitskräfte sperrten Strassen ab, die zum Präsidentenpalast führen. Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi hielt sich offenbar nicht dort auf. Mindestens zwei Menschen wurden bei den Auseinandersetzungen getötet. Aus Spitalkreisen hiess es, zwei Leichen und 14 Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden. Das Gesundheitsministerium sprach von 55 Verletzten.

Regierungschef nach Beschuss wohlauf

Die Rebellen beschossen offenbar auch den Konvoi von Regierungschef Chaled Bahah, der aber nicht verletzt wurde. Der Regierungschef sei von einem Treffen mit dem Präsident gekommen. Die beiden Politiker sprachen darüber, wie die Eskalation der Gewalt gestoppt werden kann.

Die Huthis wie auch offizielle Armeesprecher gaben jeweils der anderen Seite die Schuld an den Gefechten. Bewaffnete Huthis hätten sich unerlaubt dem Palast genähert, sagte ein Armeesprecher. Daraufhin hätten Soldaten das Feuer auf die Aufständischen eröffnen müssen.Ein Huthi-Sprecher hingegen erklärte, der Angriff der Armee sei grundlos erfolgt. Die Miliz nehme nun ihr Recht auf Gegenwehr wahr.

Die Lage in Sanaa ist angespannt, seitdem die auch als Ansarullah bekannte schiitische Rebellengruppe den Stabschef des Präsidenten, Ahmed Awad bin Mubarak, verschleppte. Die Schiiten-Miliz will damit Änderungen an der künftigen Verfassung erzwingen, deren Ausarbeitung Mubarak leitet.

Regierung soll ihr Wort angeblich nicht halten

Die Huthis werfen der Regierung vor, eine Abmachung zu verletzen, die sie nach der Übernahme der Hauptstadt im September vereinbart hatten. Diese sieht im Gegenzug für den Abzug der Rebellen aus staatlichen Institutionen die Bildung einer neuen Regierung unter Einschluss von Huthi-Mitgliedern vor.

Ausserdem seien die Huthis nicht zufrieden mit der Einteilung des Landes in sechs föderale Regionen, wie dies in der neuen Verfassung festgeschrieben sei, sagt Mareike Transfeld von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Profiteure des Machtkampfs zwischen Regierung und Huthis sei die radikal-sunnitische Terrororganisation Al-Kaida in Jemen. Denn nun sei die Armee zunehmend mit den Auseinandersetzungen mit den Huthis beschäftigt, was sie im Kampf gegen al-Kaida schwächt. Andererseits erhalte al-Kaida immer mehr Zulauf aus «normalen» sunnitischen Stämmen, weil sich diese gegen die schiitischen Huthis wehrten, so Transfeld.

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