Die italienischen Mafiajäger haben acht mutmassliche Mafiosi um den Clan-Boss Salvo Madonia festgenommen. Zudem wurden zahlreiche Wohnungen durchsucht. Die Festgenommenen sollen die Bombe gebaut haben, durch welche vor 20 Jahren der prominente Jurist Giovanni Falcone starb.
Für die Morde hatte sich der Mafia-Boss Giovanni Brusca vor Gericht verantworten müssen. Über mögliche Hintermänner blieben aber viele Spekulationen.
Viele Hinweise von einem Ex-Mafioso
Der Fall lässt weiterhin mehrere Fragen offen. Die Ermittler erhielten vom reuigen Ex-Mafioso Gasparre Spatuzza die Hinweise, welche zu den aktuellen Verhaftungen führten.
Spatuzza weiss viel, berichtet SRF-Korrespondent Massimo Agostinis. Er war mitbeteiligt am Anschlag gegen den Richter Paolo Borsellino 1992 und er war der Killer des Clans in Palermos Armenviertel Brancaccio. Trotz seiner düsteren Vergangenheit halten die Ermittler Spatuzza für glaubwürdig.
So erzählte er, wie die Cosa Nostra an den Sprengstoff kam, mit dem Giovanni Falcones Auto in die Luft gejagt wurde. Ein Fischer, dem Clan nahe stehend, fand das Tritol in einem Blindgänger im Meer. Er, Spatuzza und andere, hätten es danach aus dem Sprengkörper heraus gesiebt und neu verpackt.
Spatuzzas Mithelfer sind in diesen Tagen in Sicherungsverwahrung genommen worden. Die acht Helfer waren alle schon im Gefängnis – verurteilt wegen Mordes und anderer Mafiaverbrechen.
Welche Rolle spielte der Staat?
Dass die Ermittler jetzt sagen können, dass an der Vorbereitung des Attentats gegen Falcone nur Mafiosi beteiligt waren, ist ein Schritt vorwärts. Aber die Schwester von Falcone stellt die seit 20 Jahren drängendste Frage: «Mir fehlt das wichtigste Teil: Handelte die Mafia alleine oder tötete sie meinen Bruder mit Zustimmung des Staates.»
Diese Frage unterminiert das Vertrauen vieler Italiener in ihren Staat weiter – ein Vertrauen, das ohnehin nie sehr gross war. Es gibt Zeugen, die sagen, Falcone und Borsellino seien als Teil eines Deals zwischen der Mafia und dem Staat geopfert worden. Der Staat habe die beiden erfolgreichen Anti-Mafia-Ermittler ihren Schergen überlassen. Im Gegenzug habe die Cosa Nostra Anfang der 90er-Jahre aufgehört, Bomben im ganzen Land zu legen.
srf/fref