China, Indien, USA und auch die Schweiz – mehr als 50 Staaten nehmen ab heute am vierten Nuklearsicherheits-Gipfel in Washington teil. Doch ein wichtiges Land fehlt: Russland. Wladimir Putin bleibt dem Anlass fern.
Nicht nach Obamas Pfeife tanzen
Darüber ist die Obama-Regierung alles andere als erfreut: Man bedaure das ausserordentlich, sagt Laura Holgate. Sie ist im Weissen Haus für das Dossier atomare Sicherheit zuständig. «Wir haben die Türe immer offen gelassen. Doch letzten September haben die Russen entschieden, an diesem Gipfel nicht teilzunehmen.»
Offiziell begründen die Russen ihr Fernbleiben damit, dass es am Gipfel nichts Neues zu beschliessen gebe. Doch laut Olga Oliker, die bei der sicherheitspolitischen Denkfabrik CSIS die Russland-Abteilung leitet, ist der wahre Grund ein anderer. Russland wolle sich von den USA distanzieren und deutlich machen, dass es nicht nach der Pfeife der USA tanze.
Wie eine WM ohne Deutschland
Um ein solches Zeichen zu setzen, eignet sich der Nuklear-Sicherheits-Gipfel besonders gut. Präsident Obama hatte die Idee und zu Beginn seiner Amtszeit dafür sogar den Friedensnobelpreis erhalten. Es ist sein Baby. Drei solche Nuklear-Sicherheits-Gipfel haben seit 2010 bereits stattgefunden. Immer mit Russland. Jetzt also ohne.
Und ein Nuklear-Sicherheits-Gipfel ohne Russland ist wie eine Fussball-WM ohne Brasilien oder Deutschland. Ein wichtiges Team fehlt. Russland hat neben den USA das meiste radioaktive Material.
Bisherige Gipfel nicht erfolglos ...
An den bisherigen drei Gipfeln zur nuklearen Sicherheit wurden durchaus Fortschritte erzielt: Radioaktives Material ist heute vielerorts besser geschützt und kann weniger leicht in die Hände von Terroristen fallen. Auch Russland unterstützt diese Bemühungen. Aber es will, dass diese Arbeit in den fünf internationalen Organisationen, die sich um atomare Sicherheit kümmern, diskutiert und koordiniert wird.
... aber ohne Russland wohl schon
Dazu Expertin Olga Oliker: «Durch die Abwesenheit am Gipfel wird sich die Arbeit in diese Organisationen zurückverlagern. Ohne Russland kommt man auf keinen grünen Zweig. Russland spielt seine Macht aus, denn in diesen Gremien kann es stärker mitreden als am Gipfel.»
Eine Machtdemonstration, die ärgert. Aber auch eine, die zu spät kommt. Der vierte Nuklear-Sicherheits-Gipfel ist der letzte in dieser Form. Obamas Nachfolger oder Nachfolgerin wird auf andere Art versuchen, die Welt vor nuklearem Terrorismus zu schützen.