In Kairo hat gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi ein zweiter Strafprozess begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm und 130 anderen Angeklagten vor, während der Revolte gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak im Jahr 2011 aus einem Gefängnis ausgebrochen zu sein.
Im ägyptischen Rechtswesen sitzen Angeklagte in einem Käfig im Gerichtssaal. Die Käfige im Mursi-Prozess haben Glaswände, um störende Zwischenrufe unterdrücken zu können, indem die Mikrofone der Angeklagten ausgeschaltet werden.
Ich bin der legitime Präsident des Landes.
Dennoch rief Mursi dem Richter zu. «Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht.» Der Richter entgegnete: «Ich bin der Präsident des Kairoer Strafgerichts.» Daraufhin Mursi: «Ich bin der legitime Präsident des Landes.»
Verschwörung mit Hamas und Hisbollah
Im Gerichtssaal waren nur Mursi und rund 20 Mitangeklagte erschienen. Die weiteren Angeklagten, unter ihnen viele Palästinenser und Libanesen, sind dem Zugriff der ägyptischen Justiz entzogen.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, dass sie und Mursi sich mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah verschworen haben, um aus dem Gefängnis Wadi Natrun im Nildelta auszubrechen. Sie waren dort im Januar 2011 ohne Anklage inhaftiert.
Neben Mursi stehen weitere Spitzenfunktionäre der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft wie Mohammed Saad al-Katatni, Essam al-Arian und Mohammed al-Beltagi vor Gericht.
Mursi war vom Militär im Juli 2013 gestürzt worden, nachdem gegen seine Herrschaft Massenproteste ausbrachen. Er steht auch schon seit November 2013 wegen der angeblichen Tötung von Demonstranten vor Gericht. Weitere Prozesse sind in Vorbereitung, darunter einer wegen Spionage und Terrorismus. Experten halten die meisten dieser Anklagen für politisch motiviert.