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International Nach Amoklauf in Tel Aviv: Israel ergreift Sicherheitsmassnahmen

Israels Regierung hat auf den Amoklauf reagiert. Genehmigungen für zehntausende Palästinenser zum Gebet auf dem Tempelberg wurden widerrufen. In Tel Aviv hat sich die Polizeipräsenz massiv erhöht. Die Hamas hat weitere Anschläge angedroht.

Nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv hat Israels Polizei die Sicherheitsmassnahmen in der Stadt verschärft. Im Grossraum Tel Aviv wurde die Polizeipräsenz laut israelischen Medien vor allem im Bereich von Schulen und Kindergärten verstärkt.

Hamas kündigte weitere Anschläge an

Israel hob als Reaktion auf den Anschlag Erleichterungen für Zehntausende Palästinenser zum muslimischen Fastenmonat Ramadan wieder auf. Erteilte Genehmigungen für Palästinenser zum Gebet auf dem Tempelberg wurden eingefroren. Davon betroffen sind 83'000 Palästinenser.

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Auch 200 Bewohner des Gazastreifens, die während des Ramadans Verwandte in Israel sowie heilige Stätten besuchen wollten, dürfen vorerst nicht einreisen.

Netanjahu: «Entschlossen handeln»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv in der Nacht «eine Serie von offensiven und defensiven Schritten» gegen Terroristen angekündigt.

«Dies ist eine Herausforderung und wir werden ihr gerecht werden», liess Netanjahu gemäss einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» verlauten. Er kündigte ein «entschlossenes Handeln von Polizei, Streitkräften und Sicherheitsbehörden» an, um alle Mittäter zu finden und künftige Anschläge zu verhindern.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Attacken verurteilte Attacken auf die Zivilbevölkerung generell. Allerdings nahm er nicht direkt Bezug auf den Anschlag vom Mittwoch. Kurz zuvor hatte Abbas' Partei Fatah mitgeteilt, der Angriff sei «eine individuelle und natürliche Reaktion» auf die Gewalt durch den Staat Israel gewesen. Abbas gilt als gemässigt und hat in der Vergangenheit Friedensverhandlungen mit Israel geführt.

Hamas gratuliert auf Twitter

Derweil lobte ein Führer der im Gazastreifen herrschenden Hamas den tödlichen Anschlag zweier Palästinenser in Tel Aviv vom Mittwoch. «Ruhm und Glückwünsche den Einwohnern Hebrons», schrieb Ismail Hanija auf Twitter. Nach dem Satz fügte er ein Siegeszeichen ein.

Nach Polizeiangaben handelte es sich bei den Angreifern um Cousins aus dem Dorf Jata in der Nähe von Hebron im von Israel besetzten Westjordanland. Einer der Angreifer wurde festgenommen, der andere kam mit schweren Schussverletzungen ins Spital.

Die Attentäter hatten im belebten Freizeitpark Sarona im Zentrum Tel Avivs das Feuer auf Besucher eröffnet. Dabei wurden vier Personen getötet und sieben verletzt.

Weitere Terrorakte angekündigt

Ein Hamas-Sprecher in Gaza erklärte, der Anschlag sei eine Antwort auf die «israelischen Verbrechen» gegen die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen.

In mehreren palästinensischen Städten wurde der Anschlag in Tel Aviv nach Medienberichten gefeiert, es seien Süssigkeiten verteilt worden.

Es war der erste tödliche Anschlag in Israel seit der Ernennung Liebermans zum Verteidigungsminister. Hardliner Lieberman hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für ein härteres Vorgehen gegen die Palästinenser stark gemacht und Netanjahus Sicherheitspolitik als «zu lasch» kritisiert.

Soldaten am Heimatort der Attentäter

Noch in der Nacht umstellten die israelischen Streitkräfte den Heimatort der Attentäter im Süden des Westjordanlandes, wie die Zeitung «Times of Israel» berichtete. Ausserdem wurden die Arbeitserlaubnisse von 204 Verwandten der Täter für ungültig erklärt.

Die Armee teilte später mit, sie werde noch am Donnerstag zwei zusätzliche Bataillone in das Westjordanland verlegen. Ein Bataillon umfasst in der israelischen Armee etwa 300 Soldaten.

Seit Oktober hatte es monatelang fast täglich Angriffe von Palästinensern auf Israelis gegeben. Zuletzt war es jedoch seltener zu solchen Attacken gekommen.

Ob die nun verhängten Einreisenbeschränkungen die Lage beruhigen, bleibt offen. Früher hatten solche Massnahmen ebenso wie die Sperrung des Geländes der Al-Aksa-Moschee im Zentrum Jerusalems eher zu einer Aufheizung der Stimmung geführt.

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