Im Anschluss an die Urteilsverkündung in Cleveland waren die Proteste zunächst friedlich geblieben. «Keine Gerechtigkeit – kein Friede», hatten schwarze Jugendliche vor dem Gerichtsgebäude in Cleveland skandiert. In der Nacht sei die Stimmung dann zunehmend aggressiver geworden, sagte Polizeichef Calvin Williams. Demonstranten hätten Passanten teilweise mit Pfefferspray angegriffen und Strassen blockiert. Über 70 Personen seien verhaftet worden.
Totschlag nicht zu beweisen
Das Gericht sprach am Samstag den Polizisten frei, der 2012 nach einer Verfolgungsjagd auf zwei unbewaffnete Afroamerikaner in ihrem Auto geschossen und sie dabei getötet hatte. Zusammen mit mehreren Kollegen hatte er insgesamt 137 Schüsse abgefeuert.
Das Gericht stellte zwar fest, dass der Angeklagte schliesslich auf die Motorhaube des Wagens gesprungen sei und von dort durch die Windschutzscheibe geschossen habe. Es sei jedoch nicht zweifelsfrei erwiesen, dass die Schüsse des Angeklagten tatsächlich die Todesschüsse waren, befand das Gericht. Zudem habe der Angeklagte nicht mit Sicherheit wissen können, dass die beiden Schwarzen unbewaffnet gewesen seien und sich bedroht gefühlt haben könnten.
Nach dem Urteil brach der Polizist in Tränen aus. Im Falle einer Verurteilung wegen Totschlags in zwei Fällen hätte ihm eine Haftstrafe von über 20 Jahren gedroht.