Der Wirbelsturm, der vor rund einem Monat über die Inselgruppe Vanuatu fegte, hinterliess mindestens zwei Dutzend Tote und zahlreiche Verletzte.
Doch Pam verursachte dazu ein paradoxes Problem: Auf den Inseln mitten im pazifischen Ozean fehlt es vor allem an Wasser – an sauberem Trinkwasser. Denn mit Windgeschwindigkeiten bis zu 270 km/h zerstörte der Zyklon «Pam» lebenswichtige Infrastruktur und machte aus Häusern unbewohnbare Ruinen.
Die Leute müssen Salzwasser trinken.
Das erzählt Mark Le Roux, Einsatzchef der Hilfsorganisation Adra in der Hauptstadt Port Vila. Das Hilfswerk hat seit 2008 auf Vanuatu ein Landesbüro und konnte entsprechend schnell Katastrophenhilfe leisten.
Bereits erste Krankheitsfälle
Es eilt: Bereits wurden Fälle von Bindehautentzündungen gemeldet, eine von vielen Krankheiten, die sich wegen mangelnder Hygiene in Gebieten ohne sauberes Wasser ausbreiten kann.
Warum kommt Hilfe für viele erst jetzt? Weil der Schiffsverkehr zwischen den Inseln grösstenteils noch unterbrochen ist. Mit dem Transport helfen nun die australischen und neuseeländischen Armeen.
Nicht nur Vanuatu, auch Tuvalu betroffen
Etwa 65‘000 Menschen machte «Pam» auf den Inseln von Vanuatu Anfang März obdachlos. Aber nicht nur Vanuatu, sondern auch andere Inselstaaten suchte der Wirbelsturm heim.
Zum Beispiel Tuvalu, den viertkleinsten Staat der Welt. Dieser erlang 2009 an der Klimakonferenz in Kopenhagen Berühmtheit mit einem dramatischen Appell seiner Regierung an die Welt: Erwärme sich die Erde mehr als um 1,5 Grad, dann werde Tuvalu im Meer versinken. Wirbelsturm «Pam» schien diesen Alptraum wahr zu machen. Rund die Hälfte der 11‘000 Menschen, die auf Tuvalu leben, sind von den Folgen des Sturms betroffen.
Wie weiter nach dem Wirbelsturm?
Die Bevölkerung von Tuvalu macht sich nicht erst seit dem verheerenden Wirbelsturm Sorgen um ihre Zukunft. Seit einigen Jahren steigt der Meeresspiegel, versalzt Boden und Grundwasser. Die Regierung muss Trinkwasser importieren. Viele haben den Inselstaat auch bereits verlassen – aus Sorge, dass er eines Tages untergehen wird.
Einer, der viel Zeit in Tuvalu verbracht hat, ist der Filmemacher Matthias von Gunten. In seinem Dokumentarfilm «ThuleTuvalu» (2014) erzählt er von einer sonderbaren Schicksalsgemeinschaft: Im obersten Norden Grönlands liegt Thule, dort müssen einheimische Jäger zuschauen, wie mit dem Eis auch ihre Lebensgrundlage schmilzt.
Und je mehr dort das Eis schmilzt, desto mehr steigt der Meeresspiegel in Tuvalu. Auch dort erleben die Einheimischen, wie ihnen Land und Zukunft buchstäblich davonschwimmen.
Nach Zyklon «Pam» hat der Regisseur tagelang nichts gehört von den Menschen, die in seinem Film über Tuvalu die Hauptrolle spielen. Einige hat er inzwischen kontaktieren können. Der Wirbelsturm Pam hat ihr Vertrauen in eine Zukunft auf den Inseln noch mehr erschüttert.