Der Waffenstillstand in Syrien ist seit rund zwei Wochen in Kraft – und er hält. Das Welternährungsprogramm der UNO konnte 33 Hilfskonvois in 18 belagerte Städte fahren und dringend benötigte Hilfsgüter liefern.
SRF News: Wie lange hatten Sie keinen Zugang zu diesen belagerten Gebieten?
Jakob Kern: Wir hatten gut zwei Jahre lang zu rund einer halben Million Menschen, die in diesen belagerten Gebieten leben, keinen Zugang. Unterdessen haben wir mit diesen 33 Lieferungen 150‘000 von ihnen erreicht. Es sind also immer noch 350‘000, die noch nicht versorgt sind. Die sind zum Teil in den östlichen, sehr schwierig zu erreichenden Gebieten, da sie von der Terrormiliz IS belagert sind.
Was bedeuten diese Hilfslieferungen das für die syrische Bevölkerung?
Nach diesen zwei Jahren sind die Leute völlig ausgehungert und unterernährt und dringend auf diese Hilfe angewiesen. Vor allem das Münchner Abkommen und der Waffenstillstand erleichtern uns die Arbeit, denn wenn man eine Lieferung in eine belagerte Stadt macht, muss man eine aktive Kriegszone überqueren.
Aber der Waffenstillstand ist auch sonst eine riesige Erleichterung für die Bevölkerung. Als ich letzten Sonntag in einem der bewaffneten Gebiete war, haben Kinder draussen Fussball gespielt. Wahrscheinlich das erste Mal seit fünf Jahren.
Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie optimistischer als auch schon, was die Zukunft anbelangt?
Ja. Nach fünf Jahren Krieg, ist es das erste Mal, das ein ausgerufener Waffenstillstand auch hält. Das ist ein sehr gutes Zeichen.
Das Gespräch führte Daniel Eisner.