Seit nahezu acht Jahren amtiert der ehemalige britische Premierminister Tony Blair nebenamtlich und ohne Honorar als Nahost-Beauftragter des Quartetts, das aus den USA, Russland, der EU und der Uno besteht.
Da unter diesen Auftraggebern ebenso wenig Einigkeit über die Umrisse einer Friedensregelung für den Nahen Osten besteht, wie unter den lokalen Kontrahenten selbst, hatte Blair nie die Aufgabe, als Friedensstifter aufzutreten. Seine Rolle war stets knapp umrissen und beschränkte sich auf die wirtschaftliche Förderung der palästinensischen Gebiete.
Unverzeihliche Rolle im Irak-Krieg
Tatsächlich vermittelte Blair die Bewilligung für eine zweite mobile Telefonlizenz. Dafür weilte er mitsamt seinem Personal jahrelang für ein paar Tage im Monat in einer luxuriösen Hotelsuite in Jerusalem. Darüber hinaus ist seine Leistungsbilanz bescheiden, was aber nicht ausschliesslich seine Schuld ist.
Doch Blair, der einstige Strahlemann, polarisiert nicht nur seine ehemaligen britischen Wähler sondern auch seine nahöstlichen Partner. Die Palästinenser haben seine tragende Rolle im Irak-Krieg nie vergessen und beschweren sich seither über Blairs Parteinahme für Israel. Seine regelmässigen Empfehlungen für Militärschläge gegen den Iran, Syrien und Libyen fördern Blairs Popularität in Nablus und Gaza wohl auch nicht.
Diplomat nur als Fassade für Geschäftsmann?
Wirklich anstössig indessen ist Blairs private Geschäftstätigkeit als Berater von Regierungen in Kasachstan, der Mongolei, Peru, Kuwait und anderswo. Als neueste Kundin konnte die serbische Regierung gewonnen werden, angeblich mit Geldern aus Abu Dhabi, wo Blair den Staatsfonds berät. Dieser Golfstaat unterstützt einen exilierten Rivalen des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, womit Blairs nahöstliche Diplomatenrolle vollends kompromittiert wird.
Seine Beraterverträge im Golf und in Saudi-Arabien, aber auch mit der amerikanischen Bank JP Morgan und der Zurich-Versicherung, nähren Zweifel, ob der Diplomat Blair nicht eine nützliche Fassade für den globalen Geschäftsmann Blair sein könnte. Und ob die wirtschaftlichen Nutzniesser dieser luxuriösen Reisetätigkeit tatsächlich in Palästina zu finden sind.
Millionenschweres Wirtschaftsunternehmen
Die Spesen von Blairs britischen Schachtelfirmen sollen sich laut einer Berechnung des «Sunday Telegraph» auf über 20 Millionen Franken im Jahr belaufen. Das verringert ihre Steuerbelastung erheblich.
Nebenher muss auch noch Blairs privates Immobilien-Portefeuille unterhalten werden, dessen Wert auf rund 30 Millionen geschätzt wird. Die Blair AG ist ein äusserst erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen geworden, das aus den Kontakten des ehemaligen Premierministers emporgewuchert ist. Es wäre wohl an der Zeit, auf den politischen Firnis zu verzichten und sich ganz auf die Raffgier zu konzentrieren.