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Eine Familie vor einem Zelt in einem Flüchtlingscamp.
Legende: Viele Flüchtlinge im Nordirak sind der drohenden Kälte des anstehenden Winters schutzlos ausgeliefert. Keystone

International Neue Gefahr für Flüchtlinge im Irak: der anstehende Winter

Die kurdisch regierten Gebiete im Nordirak sind für hunderttausende Menschen zum Zufluchtsort geworden. Vertriebene aus südlicheren irakischen Regionen und aus Syrien finden in den dortigen Bergen Schutz vor Angriffen auf ihr Leben. Doch nun droht eine andere Gefahr – der Winter naht.

Vor Krieg und Verfolgung sind sie geflohen, nun erwartet sie die Kälte des Winters: Über eine Million Menschen sind in den gebirgigen Nordirak geflüchtet. Viele werden dem Winter schutzlos ausgeliefert sein. Fabio Forgione, Landeskoordinator für den Irak der Organisation «Ärzte ohne Grenzen», kennt das Problem. 30 bis 40 Prozent der Vertriebenen lebten in Unterkünften, die völlig unzureichend seien, zum Beispiel auf Baustellen oder in Hühnerfarmen.

30'000 Wolldecken

Es müsse alles getan werden, um für diese Menschen den extremen nordirakischen Winter erträglich zu machen. Dazu gehört für «Ärzte ohne Grenzen» zuerst einmal, an bedürftige Familien mehr als 30'000 Wolldecken zu verteilen. Hinzu komme die Aufgabe, die medizinischen Teams in den Flüchtlingscamps weiter auszubauen – was für «Ärzte ohne Grenzen» angesichts anderer Brandherde auf der Welt, vor allem der Ebola-Krise in Afrika, eine Herausforderung sei. «Ärzte ohne Grenzen» behelfen sich, indem sie im Irak lokale Fachleute und Hilfskräfte rekrutieren.

Bevölkerung ist Gefahren ausgeliefert

Besonders eingeschränkt ist die Hilfsorganisation, weil sie in grossen Teilen Iraks gar nicht mehr arbeiten kann. Aus den von der Terrorgruppe IS kontrollierten Gebieten hat sie sich ganz zurückgezogen. Die Sicherheit sei nicht gewährleistet.

Das bedeutet: All jene Menschen, die noch immer in den IS-kontrollierten Regionen Iraks leben, sind den Gefahren völlig schutzlos ausgeliefert – auch jenen des Winters. Fabio Forgione sagt, über die dortige humanitäre Situation gebe es nur bruchstückhafte Informationen.

Das wichtigste Anliegen für die Menschen in den IS-Gebieten sei es, dass ihnen erlaubt werde, zu fliehen. Doch nicht einmal das ist eine Selbstverständlichkeit, im umkämpften, winterkalten Irak.

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