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International Neue Hinweise zum Dacheinsturz in Riga

Waren es Baumängel oder Planungsfehler? Die Behörden rätseln über die Gründe, weshalb das Dach eines Einkaufszentrums in Riga einstürzte und 54 Menschen das Leben kostete.

Am vierten Tag, nach dem das Dach eines Einkaufscenters in Lettland eingestürzt ist, sei die Chance für Überlebende «praktisch gleich Null». Mit diesen Worten umschrieb der Leiter des medizinischen Notfalldienstes die Hoffnung in Riga. Helfer haben zuletzt in der Nacht zum Freitag Verletzte geborgen.

Um die Gefahr für die Retter zu verringern, arbeiteten die Einsatzkräfte am Sonntag mit kontrollierten Einstürzen, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. Zudem trügen sie die bis zu vier Meter dicke Trümmerdecke schichtweise ab.

So geschah das Unglück

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Am Donnerstagabend war ein Teil des Daches des Supermarktes plötzlich. Hunderte Menschen kauften gerade ein. Noch während der ersten Bergungsarbeiten brach ein zweiter Teil des Daches ein und erschlug drei Feuerwehrleute.

Drei Feuerwehrmänner kamen am Donnerstagabend ums Leben. Teile des Gebäudes waren erneut eingebrochen. Wegen Einsturzgefahr mussten die Behörden die Rettungsarbeiten deshalb zwischendurch unterbrechen.

Gegen Bauvorschriften verstossen?

In der Nacht zum Sonntag begannen Experten, die Gebäudestatik zu prüfen. Weshalb das erst zwei Jahre alte Dach einstürzte, ist noch immer unklar. Nach Angaben von Innenminister Rihards Kozlovskis gibt es Hinweise, dass gegen Bauvorschriften verstossen wurde.

Der lettische Polizeichef nannte derweil drei mögliche Ursachen: Entweder sei der 2011 eröffnete Supermarkt falsch geplant worden oder Baustruktur und Statik seien nicht in Ordnung gewesen. Auch Bauarbeiten auf dem Gebäude könnten die Katastrophe verursacht haben.

Ein Junge und dess Mutter legen Blumen und Kerzen am Unglücksort in Riga nieder.
Legende: Ein Meer von Blumen und Kerzen am Unglücksort von Riga. Keystone

Insgesamt starben durch den Einsturz mindestens 54 Menschen, weitere sieben gelten als noch vermisst. Die Behörden veröffentlichten eine Namensliste der Opfer. Unterdessen versammelten sich am Unglücksort erneut Angehörige und Menschen, die mit Blumen oder Kerzen ihre Trauer ausdrückten und sich Trost spendeten.

Drei Tage lang Staatstrauer

Lettlands Präsident Andris Berzins will rasche und umfassende Ermittlungen. «Dieser Fall muss wie ein Massenmord an zahlreichen hilflosen Menschen behandelt werden», sagte er im Fernsehen. Das Unglück könne «nicht als Naturkatastrophe oder Pech gewertet werden».

In Lettland soll bis Montag eine dreitägige Staatstrauer herrschen. An allen öffentlichen Gebäuden befinden sich die Nationalflaggen mit Trauerflor auf halbmast. Eishockeyspiele, Konzerte und Theatervorstellungen wurden abgesagt.

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