Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat unbestätigten Berichten zufolge im Irak mehr als 300 Jesiden umgebracht. Die Mitglieder der uralten religiösen Minderheit seien bereits am Freitag in einem Gefangenenlager in der Nähe der nordirakischen Stadt Mosul getötet worden.
Dies berichtete die irakische Nachrichtenseite Schafak unter Berufung auf die jesidische Fortschrittspartei. Eine Bestätigung aus unabhängiger Quelle gibt es zunächst nicht.
Vor allem ältere Gefangene getötet
Laut dem jesidischen Parlamentsabgeordneten, Mahma Khalil, wurden die älteren Gefangenen erschossen – Frauen und Männer. Er schätzt, dass in dem Lager noch 1400 Jesiden festgehalten werden. «Die Extremisten wollen Entsetzen unter den Gefangenen verbreiten, um sie zu zwingen, zum Islam zu konvertieren oder um etwas anderes zu tun.»
Die Jesidische Fortschrittspartei erklärte den jüngsten Vorfall als «abscheuliches Verbrechen» und forderte die irakischen Streitkräfte auf, die restlichen Gefangenen aus der Gewalt der IS-Miliz zu befreien. Der irakische Vizepräsident Osama al-Nujaifi bezeichnete die Tat gegenüber der BBC als «schrecklich und barbarisch».
Als «Ungläubige» vertrieben und verfolgt
Im letzten August hatte die IS-Miliz das vor allem von Jesiden bewohnte Sindschar-Gebirge im Nordirak eingenommen. Tausende Anhänger der monotheistischen Religionsgemeinschaft flohen in von Kurden kontrollierte Gebiete.
Hunderte Männer wurden getötet und die Frauen gefangen genommen. Menschenrechts-Organisationen und irakische Beamte berichten von systematischen Vergewaltigungen, Misshandlungen, Zwangsehen und Zwangsübertritten zum Islam.
Nachdem kurdische Peschmerga-Kämpfer und die internationale Koalition gegen die Dschihadisten-Miliz im Dezember zurückdrängen konnten, wurden mehrere Massengräber mit Leichen von Jesiden gefunden. Sie wurden vermutlich von den Islamisten umgebracht. Die IS bezeichnet die Jesiden als «Ungläubige», die zu töten sind.