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International Nicht um Ehre – es geht um Geld und Macht

Italienische Hooligans gehören zu den gewalttätigsten in ganz Europa: Gestern kam es vor dem Cupfinalspiel zu einer Schiesserei mit Schwerverletzten. Erneut zeigen sich Fussballverband und Politiker entsetzt. Die Kontrolle über die Hooligan-Szene ist Clubs und Behörden entglitten – schon lange.

Daniele de Santis, genannt «Gastone» schoss gestern vor dem Cupfinal zwischen Fiorentina und Napoli in Rom auf eine Gruppe von Fussball-Hooligans aus Neapel und verletzte dabei einen so schwer, dass der noch heute in Lebensgefahr schwebt.

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Weshalb Gastone überhaupt vor dem Stadion war ist unerklärlich. Denn er ist der Anführer der rechtsextremen Ultras in Rom. Sein Club aber, AS Roma, spielte gar nicht. Die einzige Erklärung: Der historische Hass zwischen den Römer und Neapolitanischen Hooligans muss den Neonazi vor's Stadion getrieben haben.

Sohn eines Camorra-Chefs involviert

Was die Fussballwelt danach miterleben durfte, sorgte heute für lange Artikel und Mutmassungen. Kaum hatte sich die Nachricht über die Schiesserei im Stadion verbreitet, sah man den Kapitän des Fussballclubs Neapel mit dem Anführer der neapolitischen Hooligans verhandeln. Danach konnte das Spiel beginnen.

Die Medien fragen sich, worüber die beiden gesprochen haben. Offiziell heisst es, der Kapitän habe die Gemüter seiner Fans beruhigen wollen, indem er sie über den Gesundheitszustand ihres angeschossenen Kumpanen informierte.

Die heutigen Zeitungen bezweifeln diese Version: Denn beim Anführer der neapolitanischen Hooligans handelt es sich um Gennaro a carogna, der nicht nur die rechtsextremen Fussballfans aus Neapel dirigiert, sondern ein Krimineller ist und Sohn eines mächtigen Mafiabosses der neapolitanischen Camorra ist.

Fussballexperten sind überzeugt; der Käpten informierte nicht, sondern fragte vielmehr nach, ob die Fussballpartie stattfinden könne, oder ob die Hooligans aus Neapel das Stadion in Rom in ein Inferno verwandeln würden.

Trotz Entsetzung passiert nichts

Abwegig ist diese Version nicht: Vor einigen Jahren war es der Chef der Römer Hooligans, der mit sechs seiner Gesellen auf das Spielfeld marschierte und den Abbruch einer Party zwischen AS Roma und Lazio erzwang. Wie er das schaffte, weiss bis heute niemand.

Fussballhierarchen und Politiker zeigen sich nach dem jüngsten Vorfall entsetzt. Der Chef der italienischen Fussballlige meint, man müsse darüber nachdenken, ganze Fussball-Fanclubs aus den Stadien zu verbannen.

Trauer in Brasilien

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Auch in Brasilien gibt es Probleme mit Fans: Der am Samstag getötete Fussball-Fan ist in Recife beigesetzt worden. Anlässlich der Trauerfeier brachte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff via Twitter ihre Anteilnahme und grosse Sorge zum Ausdruck: «Ein Land, das den Fußball so liebt, kann Gewalt in seinen Stadien nicht länger tolerieren.»

Doch das hat man in Italien schon häufig gehört, passiert ist nie etwas. Wie etwa ist es möglich, dass ein Krimineller wie der Hooligan-Chef aus Neapel noch immer problemlos in jedes Stadion kommt?

Die Antwort: In Süditalien werden die Fanclubs von den Mafien kontrolliert. Nicht um Geld zu verdienen, sondern um zu markieren, dass sie auch diesen Teil des gesellschaftlichen Lebens kontrollieren. Den Mafien stellt sich in Süditalien kaum jemand in den Weg. Und wer es trotzdem wagt, meist Staatsanwälte, muss nachher mit einer Leibwache leben.

Der nationale Fussballverband wiederum bewegt sich nicht, weil er weiss, dass fast alle Clubs in der obersten Liga hoffnungslos verschuldet sind. Würde man rigoros gegen Hooligans und Rechtsextreme vorgehen, könnte dies zu weiteren unschönen Szenen vor und in den Stadion führen, was Sponsoren und Werber vergrault und zur Folge hätte, dass die Clubs mit noch mehr Schulden dastehen.

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