Mit markigen Worten hält der junge Diktator Nordkoreas die Welt in Atem. Trotzdem findet die ehemalige Leiterin des Schweizer Büros für Entwicklungszusammenarbeit, Katharina Zellweger, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung etwas entspannt habe. Es gebe mehr Mobiltelefone und die Frauen seien modischer gekleidet, sagt sie. Sie hat das Land letzten Herbst wieder bereist. «Man hat etwas mehr Lebensfreude und Hoffnung gespürt.»
In den letzten Jahren hat sich sehr viel in Nordkorea verändert, sagt Zellweger. Es gibt einen Markt für Güter, es ist mehr Geld im Umlauf und es bilde sich eine Mittelklasse heran. Im Vergleich zu 1995 sei dies ein sehr grosser Unterschied.
Verbale Latte hoch
Die internationale Situation mit Nordkorea sei nicht neu, sagt Katharina Zellweger. «Allerdings ist die verbale Latte diesmal sehr hoch gesteckt.» Sie glaubt nicht, dass man ernsthaft eine Eskalation fürchten muss. Mehr Angst hat sie vor Falscheinschätzungen oder Fehlern, oder davor, dass eine Mücke zu einem Elefanten gemacht wird. Falsche Interpretationen können allerdings auf beiden Seiten passieren. Ein Krieg wolle niemand in Nordkorea.
Die Position des jungen Führers im Land werde durch das starke Auftreten gegen aussen verstärkt, meint Zellweger. Kim Jong-Un führt anders als sein Vater. Er ist mehr präsent, er zeigt sich mit seiner Frau, er hält Reden und er hat dem Volk verbesserte Lebensbedingungen versprochen.
Der internationalen Gemeinschaft bleibt laut Zellweger nur ein pragmatischer Ansatz. «Man muss Nordkorea so akzeptieren, wie es ist, nicht so, wie man es gerne hätte.»