Kim Il Sung ist seit mehr als 18 Jahren tot. Für die Staatspropaganda spielt das nur eine unwesentliche Rolle. Er wird nach wie vor als «ewiger Präsident» verehrt. Von Rechts wegen steht Kim Il Sung dem Staat immer noch vor. Heute wäre er 101. Jahre alt geworden.
Im «Kumususan-Palast der Sonne» in Pjöngjang liegt seit Dezember 2011 auch Kim Jong Il, seines Zeichens «Ewiger Vorsitzender des Nationalen Verteidigungskomitees» Nordkoreas und Vater von Machthaber Kim Jong Un.
Kim Jong Un habe seinen Vorgängern im Mausoleum Respekt gezollt, hiess es. Der etwa 30 Jahre alte Kim wurde von Vertretern von Partei, Militär und Regierung begleitet. Ungeachtet der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel finden zu Ehren Kim Il Sungs bereits seit einigen Tagen Versammlungen und andere Festlichkeiten statt. Es war der erste öffentliche Auftritt seit dem 1. April.
«Das ist Taktik»
Seit letzter Woche hat Nordkorea die Kriegspropaganda verschärft. Das Land hat Südkorea und den USA den Krieg erklärt.
SRF-Korrespondentin Barbara Lüthi sagt: «Es ist sehr gut möglich, dass die Kriegserklärung mit den Feierlichkeiten im Zusammenhang steht.» Ähnliche Muster habe man bereits in der Vergangenheit gesehen. So seien Raketentests immer im Vorfeld von wichtigen Jahrestagen durchgeführt worden. «Es ist schon fast eine Tradition, dass man Machtdemonstrationen an wichtige Feiern knüpft.»
SRF-Asienkorrespondentin Lüthi geht davon aus: Kim Jong Un will die Internationale Gemeinschaft mit seinen Drohungen verunsichern. «Die Kriegsrethorik ist Taktik», sagt sie. «Kim rechnet damit, dass er im Falle von Gesprächen, mehr Forderungen stellen kann.»
Klar ist: Die nordkoreanische Führung ist nach den Drohungen der vergangenen Tage gezwungen, etwas zu tun. «Ob es in Richtung Verhandlungen gehen wird, ist nicht klar», sagt Lüthi.
Zankapfel Kaesong-Industriekomplex
Am Sonntag hatte Pjöngjang einen Vorschlag Südkoreas zurückgewiesen. Er zielte auf eine Normalisierung der Situation im gemeinsamen Industriekomplex Kaesong ab. Dieser liegt in der grenznahen nordkoreanischen Stadt Kaesong und wurde von beiden Ländern gemeinsam betrieben. Die Produktion steht dort seit dem vergangenen Dienstag still.
«In Südkorea reagiert die Bevölkerung gelassen auf die Kriegsrethorik aus dem Norden», sagt Lüthi. Viele seien allerdings der Ansicht, dass das Verhalten der nordkoreanischen Regierung der Wirtschaft und der Tourismus-Industrie schade. Dies treffe insbesondere auf den Kaesong-Park zu.
«Ein Unternehmer, der vor einigen Jahren seine ganze Jeans-Produktion von China in den Industriepark verlegte, klagte mir sein Leid. Er verliere täglich, Geld, Kunden und Lieferanten», sagt Lüthi. Der Unternehmer sei wütend – sowohl auf Nordkorea als auch auf Südkorea. Die südkoreanische Regierung müsse alles unternehmen, damit der Park wieder geöffnet werde. Sie hatte den Unternehmern damals versichert, der Park sei eine sichere Investion. «Die Schliessung des Kaesong-Parks ist etwas, das die südkoreanischen Unternehmer betrifft.» Vor einem Kriegsausbruch scheint sich die Bevölkerung weniger zu fürchten.