- Das Zika-Virus
Aus Sorge vor dem Zika-Virus haben einige Athleten ihren Start in Rio abgesagt – vor allem zahlreiche Golfer, unter ihnen die halbe Weltelite. Ein vorgeschobener Grund, meint der Chef des Organisationskomitees. Das Fernbleiben habe damit zu tun, dass es in Rio kein Preisgeld gebe.
Doch mehr als 150 Gesundheitsexperten hatten vor den Spielen in einem offenen Brief die zeitliche oder räumliche Verlegung der Olympischen Spiele in Rio wegen der Zika-Epidemie empfohlen. Die Wissenschaftler fürchten, dass Besucher die Krankheit in ihre Heimatländer schleppen könnten.
Inzwischen schätzen Experten die Lage in Rio de Janeiro als nicht allzu bedrohlich ein, weil dort im August Trockenzeit herrscht und es weniger Moskitos gibt. Das gilt jedoch nicht für den Norden und Nordosten Brasiliens.
- Die Angst vor Rios Schmutzwasser
Sorge bereitet auch die Wasserqualität an den Wettkampf-Orten und die daraus resultierenden gesundheitlichen Risiken für die Athleten. Beispielsweise bei den Segelregatten: Diese finden zwar vor spektakulärer Kulisse statt. Doch die Realität vor Ort sieht düster aus. Die Athleten beklagen sich bitterlich über das verseuchte Wasser in der Bucht von Guanabara – ungeklärte Abwässer inklusive. Auch die Lagune Rodrigo de Freitas, wo die Ruderer starten, ist stark verschmutzt.
Die Olympia-Veranstalter bemühten sich, das Problem in den Griff zu bekommen. Mit Spezialreinigungsbooten wurde versucht, Müll zu bergen und die Wasserqualität zu verbessern. Für Umweltschützer sind das rein kosmetische Massnahmen.
Das IOC betont, dass die Wasserqualität gut sei. Viermal am Tag würden Wasserproben entnommen. Diese genügten immer den Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation WHO. Niemand werde krank durch den Kontakt mit dem Wasser.
- Zunahme der Menschenrechtsverletzungen
Die Hilfsorganisation «Terre des Hommes» weist auf Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld der Spiele in Rio de Janeiro hin. Dabei werden vor allem die Zwangsumsiedelungen kritisiert. Tausende Familien seien seit der Vergabe der Spiele nach Rio wegen kostspieliger Infrastrukturprojekte umgesiedelt worden.
«Häufig geschahen diese Räumungen unter Missachtung geltender Gesetze und mit Gewaltanwendung», so die Organisation.
Die Organisationen prangern zudem an, dass die Zahl der Tötungen durch Polizeibeamte stark zugenommen habe. Insbesondere Jugendliche aus den Favelas würden häufig als potenzielle Gewalttäter stigmatisiert.
- Terrorgefahr und Kriminalität
Besucher und Athleten machen sich auch in Bezug auf die Sicherheit Gedanken. Auch wenn die Behörden beruhigen und auf die 85'000 mobilisierten Sicherheitskräfte hinweisen. Hinweise, dass der sportliche Grossanlass eine Zielscheibe für Terroristen werden könnte, gibt es verschiedene, auch wenn die Behörden dies offiziell abstreiten.
Ein reales und unmittelbares Sicherheitsproblem von Rio ist aber die demotivierte Polizei. Zahlreiche Polizisten protestierten Anfang Juli wegen der prekären Sicherheitslage und der ausstehenden Gehälter. Am internationalen Flughafen begrüssten sie die Touristen mit Transparenten. Die Aufschrift: «Willkommen in der Hölle!»
Immerhin: Die Regierung hat die Tagessätze für Beamte im Einsatz für die Sicherheit in Rio de Janeiro während der Spiele um 150 Prozent erhöht.
- Organisatorische Mängel
Verzögerungen und Pfusch am Bau brachten die Organisatoren bis kurz vor dem Start der Wettkämpfe immer wieder in Bedrängnis. Beim Einzug der ersten Athleten ins olympische Dorf kam es zu peinlichen Pannen , als Toiletten verstopft, Wasserleitungen defekt und Wohnungen verschmutzt waren. Die deutsche Mannschaft behob die Mängel gleich mit eigenen Handwerkern.
Das teuerste Projekt, die in letzter Minute eröffnete U-Bahn-Linie zum Olympia-Park, steht dabei sinnbildlich für die enormen Herausforderungen für die Rio-Organisatoren. Rund 2,5 Milliarden Euro hat die Linie gekostet, ursprünglich war von rund 2 Milliarden Euro die Rede gewesen.
- Profitiert die Bevölkerung von den Spielen?
Brasilien hat gemäss dem Wissenschaftler Christopher Gaffney keine olympische Tradition, die Brasilianer kümmern die Spiele nicht so sehr. «Umfragen zufolge rechnen viele von ihnen mit negativen Folgen durch Olympia.»
Beispielsweise bei dem Prestigeprojekt der neuen Metro. Dieses sorgt für Unmut in der Bevölkerung. Denn Rios Pendler können vorderhand nicht von der neuen Transportinfrastruktur profitieren: Einlass erhalten nur Olympia-Besucher. «Weil die Kosten für die Metro so hoch waren, ist für mindestens eine Generation das Thema Massentransport gestorben», so Gaffney.
Zudem könnte der durch die Spiele erwartete Wirtschaftsschub ausbleiben. Die Zahl der Touristen bleibt wohl deutlich hinter den Erwartungen zurück. Während man zunächst auf 800'000 bis zu einer Million Gäste gesetzt hatte, werden sich nach Angaben der Tourismusbehörde Embratur während der Olympischen Spiele nur zwischen 300'000 und 500'000 ausländische Gäste in Rio aufhalten.