Paris sei «zutiefst besorgt» über die Lage in Kusair und über die Folgen «einer grossangelegten Militäraktion des Regimes in Damaskus und seiner Verbündeten». Alle Beteiligten müssten sich dafür einsetzen, «ein neues Massaker an der syrischen Zivilbevölkerung zu verhindern», erklärte der Sprecher des französischen Aussenministeriums, Philippe Lalliot.
Lalliot mahnte, dass jeder neue Gewaltausbruch die Hoffnung dämpfe, eine politisch Lösung für den Konflikt in Syrien zu finden. International wird derzeit über eine von den USA und Russland vorgeschlagene Friedenskonferenz für das Bürgerkriegsland diskutiert.
Armee: Kontrolle über Stadtverwaltung
Die syrische Armee hatte am Sonntagmorgen mit Luftangriffen auf die bisherige Rebellenhochburg begonnen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London mitteilte. Im Laufe des Tages rückten Regierungstruppen nach Angaben eines Vertreters des Militärs ins Zentrum der Stadt vor.
«Die syrische Armee kontrolliert den Hauptplatz von Kusair und die umliegenden Gebäude einschliesslich der Stadtverwaltung», sagte der Militärvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Syrische Truppen und Hisbollah-Kämpfer aus dem Libanon waren zur Grossoffensive gegen die Rebellen-Hochburg angetreten. Nach Angaben der Opposition wurden 32 Menschen getötet. Die Mehrzahl seien Zivilisten.
Assad: Von strategischer Bedeutung
Die Soldaten griffen mit Panzern und Artillerie an, die Hisbollah feuerte mit Raketenwerfern in die nur zehn Kilometer vom libanesischen Bekaa-Tal gelegene Stadt. Am Sonntagmorgen habe auch die Luftwaffe die Stadt bombardiert.
Die Angreifer hätten Kusair von neun Punkten aus in die Zange genommen. Bis zu 50 Geschosse schlügen pro Minute ein, sagte ein Vertreter der Opposition.
Für Staatschef Baschar al-Assad ist die Stadt von strategischer Bedeutung. Kusair liegt an der Strecke, die Damaskus mit den Siedlungsgebieten der Alawiten an der syrischen Mittelmeerküste verbindet. Assad gehört der Gemeinschaft der Alawiten an, die dem schiitischen Islam entsprungen ist. Die Schiiten-Miliz Hisbollah kämpft an der Seite Assads.
Kusair statt Damaskus?
Vertreter der Opposition halten es für möglich, dass Assad mit seiner Regierung in die Region um Kusair ausweichen könnte, falls die Hauptstadt Damaskus den Rebellen in die Hände fallen sollte.
Assad versucht seit mehr als zwei Jahren, einen Volksaufstand zu unterdrücken, der sich mittlerweile zu einem Bürgerkrieg ausgewachsen hat. Angaben der Vereinten Nationen zufolge kamen mindestens 80‘000 Menschen ums Leben, bei der Opposition ist sogar von bis zu 94‘000 Toten die Rede. Die oppositionsnahe Beobachtungsgruppe für Menschenrechte geht aber von gar 120‘000 getöteten Menschen aus.