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International Paris: Wieder Demonstrationen gegen die Homo-Ehe

Zehntausende Menschen haben in Paris erneut gegen den Gesetzentwurf protestiert. Auch Befürworter der Homo-Ehe demonstrierten. In zwei Tagen entscheidet die französische Nationalversammlung über die Einführung der Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für Homosexuelle.

Zwei Tage vor der endgültigen Abstimmung zur Homo-Ehe in Frankreich sind noch einmal zehntausende Gegner des umstrittenen Projekts in Paris auf die Strasse gegangen. Viele Familien mit kleinen Kindern waren dabei.

Am Platz der Bastille strömten unterdessen hunderte Befürworter der Homo-Ehe und des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare zusammen, um «für Gleichheit und gegen Homophobie» zu demonstrieren.

SRF-Korrespondent Michael Gerber glaubt, dass es längst um mehr geht, als um die Homo-Ehe. «Die Grossdemonstrationen sind Ausdruck einer allgemeinen Unzufriedenheit mit der Politik der linken Regierung unter François Hollande», berichtet  aus Paris.

Friedlicher Protest

Nachdem die Proteste gegen mehr Rechte für homosexuelle Partner in den vergangenen Wochen oft von Gewalt überschattet waren, blieb es am Sonntag ruhig. Es gab nur zwei vorläufige Festnahmen.

Drei Frauen als Marianne verkleidet halten jeweils das französische Gesetz in der Hand
Legende: Diese drei Frauen protestieren gegen die Homo-Ehe. Frankreich könnte als 14. Land weltweit die Homo-Ehe legalisieren. Keystone

Die Mobilisierung war laut Polizei mit 45'000 Teilnehmern auch deutlich geringer als am 24. März. Damals hatten offiziellen Angaben zufolge 300'000 und laut Schätzung der Organisatoren 1,4 Millionen Menschen gegen die neuen Rechte der Homosexuellen protestiert.

Die Organisatoren sprachen am Sonntag von 270'000 Teilnehmern. Auf Plakaten standen auch diesmal Parolen wie «Das Kind ist kein Recht» oder «Wir geben nicht nach, niemals, niemals, niemals». «Den Verlust einer Mutter oder eines Vaters kann man nicht zum Gesetz machen», sagte eine Demonstrantin in Anspielung auf die neuen Adoptionsregeln.

Politische Stimmungsmache

Unterstützt wurde die Bewegung von der konservativen Opposition und der rechtsextremen Front National. Auch nationalistische und radikale Gruppen nutzten den Aufmarsch erneut zur Stimmungsmache.

Zwei Kilometer vom Anfangspunkt des Strassenzugs hielten mehrere hundert Befürworter der Homo-Ehe dagegen. «Wer für mehr Gleichheit ist, muss sich auch Gehör verschaffen», sagte der sozialistische Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë. «Es gibt Verkrampfungen und Hass, die jetzt an die Oberfläche kommen. Wir dürfen nicht aufgeben.»

Beinahe-Schlägerei im Parlament

In der Nationalversammlung war das Ende der Debatte über das neue Gesetz zur Homo-Ehe vor gut einer Woche fast in eine Schlägerei ausgeartet.

Sollte der Gesetzentwurf der sozialistischen Regierung am Dienstag endgültig in der Nationalversammlung verabschiedet werden, wäre Frankreich das weltweit 14. Land, das die Eheschliessung homosexueller Partner erlaubt. Das Gesetz sieht zudem ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vor.

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