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International Piraten in der Defensive – aber nur dank Milliardenaufwand

Piraten waren lange der Schrecken aller Seeleute vor dem Horn von Afrika. Doch die Lage hat sich massiv verbessert. Das International Maritime Bureau in London zählte letztes Jahr gerade noch 15 Überfälle vor der Küste Somalias. Was sind die Hintergründe dieser guten Nachricht?

Navy-Soldaten vor Somalia im Einsatz.
Legende: Militärischer Schutz: Soldaten der britischen Navy durchsuchen vor Somalia einen Piratenkahn. Keystone

Die Wende zum Guten kam ebenso rasch wie unerwartet: 2011 wurden am Horn von Afrika 237 Schiffe gekapert, 2012 waren es noch 75. 2013 dann nur noch einige wenige. Kapitän Pottengal Mukundan vom International Maritime Bureau in London, das diese Statistiken führt, spricht von einem massiven Rückgang der Piraterie.

Dies ist um so erfreulicher, als es zuvor jahrelang nur Negativmeldungen gab: immer mehr Kaperungen, immer mehr Geiselnahmen von Seeleuten, immer höhere Lösegeldzahlungen. Das Geschäft der Piraten blühte. Zig Millionen wurden in den Kauf von Piratenschiffen investiert, tausende von Piraten rekrutiert.

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Minimale Kontrolle durch Regierung

Dieser Trend scheint nun gebrochen: Die Piraterie vor Somalia gehört auf einmal nicht mehr zu den ganz grossen sicherheitspolitischen Problemen der Welt.

Ein Grund für den Rückgang findet sich nicht auf See sondern an Land: Somalia ist zwar noch längst kein stabiles Land, aber es gibt seit September 2012 wieder eine Regierung, die ein Minimum an Kontrolle ausübt. Entsprechend hätten die Piratenbanden und ihre Drahtzieher an Land nicht mehr völlig freie Bahn, stellt Mukundan fest.

Massiver militärischer Schutz

Dazu kommt die abschreckende Wirkung, die Sicherheit, die bewaffneten Eskorten der internationalen Kriegsschiff-Flotte: Schiffe unter Kommando der Nato, der EU, der USA, verstärkt durch Fregatten aus Russland, Indien und China bilden den grössten Marineverband seit dem Zweiten Weltkrieg. Das zeigt Wirkung.

Zudem meiden manche Handels- und Passagierschiffe den Golf von Aden und fahren stattdessen grosse Umwege. Und jene, die dennoch dort verkehren, haben bewaffnete Sicherheitskräfte, Söldner, an Bord.

Risiko bleibt – trotz Riesenaufwand

Den Piraten wird also immer öfter das Handwerk gelegt. Ihre Einnahmen sinken und damit auch ihre Zahl und ihre Schlagkraft. Von einem endgültigen Sieg mag Kapitän Mukundan dennoch nicht sprechen. «Das Risiko besteht in Somalia weiterhin.»

Denn die Kosten der Piraterie und für deren Bekämpfung sind gigantisch. Fachleute beziffern sie auf sieben Milliarden Dollar pro Jahr. Lösegelder sind dabei noch der geringste Faktor. Viel teurer sind die Militäroperationen, die Söldnerdienste, die Versicherungen, die Umweg- und Schnellfahrten. Zu teuer, als dass die Piraterieabwehr in diesem Umfang auf Dauer finanzierbar wäre.

(brut;krua)

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