Im Zuge neuer Ermittlungen der Ursache des Absturzes einer polnischen Regierungsmaschine 2010 im russischen Smolensk sollen die Särge der 96 Opfer wieder geöffnet werden. Das teilte die polnische Staatsanwaltschaft mit.
Der Zwillingsbruder des damaligen Präsidenten Lech Kaczynski, Jaroslaw, will aus den exhumierten Körpern neue Erkenntnisse zum Absturz gewinnen.
Jaroslaw Kaczynski ist heute als Chef der Regierungspartei Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) der starke Mann in Polen. Er hat die damalige Einschätzung, dass es sich bei dem Absturz um einen Pilotenfehler gehandelt habe, nie akzeptiert.
Neue Spannungen mit den Russen?
Er vermutet eine Explosion an Bord des Flugzeugs. Ausserdem machte Kaczynski den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten des Europäischen Rates, Donald Tusk, indirekt für den Absturz mitverantwortlich.
Die neuen Untersuchungen könnten auch die Beziehungen zwischen Polen und Russland weiter belasten. Die PiS hat Russland zwar nie direkt vorgeworfen, für den Absturz und den Tod des damaligen polnischen Präsidenten verantwortlich zu sein. Russland habe aber davon profitiert, lautet die Position der Partei. Ausserdem warfen PiS-Funktionäre Russland vor, die Ermittlungen zu verzögern und den Polen Beweisstücke vorzuenthalten.
Getötet auf dem Weg zum Gedenken
Bei dem Absturz im Jahr 2010 kamen neben mehreren Regierungsmitgliedern, Militärs und dem Notenbankchef auch der damalige Präsident Lech Kaczynski und seine Frau ums Leben.
Die polnische Delegation flog damals nach Smolensk, um der von sowjetischen Sicherheitskräften ermordeten polnischen Offiziere und Intellektuellen zu gedenken. Rund 22‘000 Polen wurden 1940 getötet. Jahrzehntelang hatte die Sowjetunion Nazi-Deutschland für das Massaker an den Polen verantwortlich gemacht.