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International Propaganda entlarven – mit dem Laptop

Wer hat MH17 abgeschossen? Eine endgültige Antwort darauf gibt es nicht – aber starke Indizien. Dies nicht zuletzt dank einem ehemaligen Buchhalter.

Früher war Eliot Higgins Buchhalter. Genau hinschauen, nach Fehlern suchen, Ungereimtheiten aufdecken, das tut er heute noch. Und zwar so gut, dass selbst Geheimdienste bei ihm anklopfen.

Higgins, Mitbegründer des Recherchenetzwerks Bellingcat, sammelt im Internet Youtube-Videos, Tweets und Facebook-Fotos und analysiert jedes Detail. Zum Bürgerkrieg in Syrien, dem IS oder auch dem Absturz von MH17.

Dank Videos konnte Higgins so beweisen, dass ein russisches Flugabwehr-System auf Lastwagen von Russland bis in die Ukraine transportiert wurde. Da der Konvoi von russischen Youtubern überall gefilmt wurde, kann Higgins die gesamte Strecke von der russischen Militärbasis bis in die Ukraine dokumentieren.

Gefälschte Satellitenbilder

Higgins hat auch russische Satellitenbilder untersucht. Darauf soll ein ukrainisches Raketenabwehrsystem am Tag des Abschusses, am 17. Juli 2014, zu sehen sein. Sein Fazit: Die gezeigten Bilder sind eine Fälschung. Die Rechercheplattform hatte die Aufnahmen untersucht und sie mit im Internet verfügbaren Bildern, etwa von Google Earth, verglichen. Daraus werde deutlich, dass die Bilder aus dem Juni stammen.

Heute können wir mit Material aus dem Internet nachweisen, dass jemand lügt.
Autor: Eliot Higgins Mitbegründer des Recherchenetzwerk Bellingcat

«Starke Indizien, kein Beweis»

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Einen eindeutigen Beweis, wer MH17 abgeschossen hat, konnte auch der Bericht aus den Niederlanden nicht vorlegen. Aber es gibt starke Anzeichen. Die Analyse von SRF-Korrespondent Peter Gysling.

Ausserdem seien mit Hilfe von Photoshop Buk-Raketensysteme hineinmontiert worden. «Plötzlich steht dann nicht mehr nur das Wort des russischen Verteidigungs-Ministeriums gegen jenes der Ukrainer. Heute können wir mit Material aus dem Internet nachweisen, dass jemand lügt.»

Die Gegenseite bleibt indes nicht untätig. Ihr Ziel: Möglichst viel Verwirrung schaffen. Ruslan Deynychenko, Direktor der Mohyla Journalistenschule in Kiew, beschreibt es so: «Die russische Propaganda verbreitet möglichst viele Versionen von einem Ereignis. Damit soll das Publikum verwirrt werden. Es soll glauben, dass alle lügen. Dass man gar keinem Medium mehr glauben kann.»

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