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International Putins Einfluss wirkt in der Ost-Ukraine

Glückliches Ende für die OSZE-Beobachter: Nach einwöchiger Geiselhaft kehren die Militärs wohlbehalten heim. Putin hatte zuvor einen Sondergesandten geschickt. Im Osten und Süden der Ukraine eskaliert allerdings die Gewalt.

Nach acht Tagen Geiselhaft sind die in der Ost-Ukraine festgesetzten OSZE-Militärbeobachter wieder frei. Die Männer landeten an Bord einer deutschen Bundeswehr-Maschine in Berlin. Es habe keine Bedingungen für die Freilassung gegeben, sagte der selbsternannte Bürgermeister von Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow.

Burkhalter dankt Beteiligten

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Der OSZE-Vorsitzende Didier Burkhalter hat allen an der Befreiung der Militärbeobachter beteiligten Staaten für ihre Bemühungen gedankt. Burkhalter war vom ukrainischen Aussenminister Andrej Deschtschiza telefonisch über die Freilassung der OSZE-Leute informiert worden.

Doch so ganz freiwillig habe Ponomarjow seine Geiseln wohl doch nicht ziehen lassen, meint SRF-Korrespondent Christoph Wanner. «Vermutlich wurde in Moskau ein Machtwort gesprochen», ist er sich sicher. Erst dann hätten die pro-russischen Kräfte klein beigegeben und die sieben OSZE-Beobachter auf freien Fuss gesetzt, so Wanner.

Zu der Gruppe gehörten vier Deutsche, ein Däne, ein Pole und ein Tscheche. Ein Schwede war aus gesundheitlichen Gründen bereits zuvor freigelassen worden. Die Milizen in Slawjansk hatten auch vier ukrainische Offiziere gefangengenommen.

Die internationale Diplomatie bemühte sich in den vergangenen Tagen unter Hochdruck für eine Freilassung der Geiseln.

Moskau gibt Schwarzen Peter an Kiew ab

Die russische Regierung gab inzwischen bekannt, sie habe den Einfluss auf die Milizen im Südosten der Ukraine verloren. Russland könne die Situation nicht allein lösen, sagte ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin.

Der Regierung in Kiew wirft der Sprecher vor, an den «Verbrechen» in Odessa direkt beteiligt gewesen zu sein. Dort waren bei einem Gebäudebrand nach Zusammenstössen über 30 Personen ums Leben gekommen.

Timoschenko besucht Odessa

In Kiew sieht man das erwartungsgemäss anders. Die ukrainische Regierung hat die frühere Führung des Landes für die Toten in Odessa verantwortlich gemacht. Von ihrem Exil in Russland aus hätten Mitarbeiter des entmachteten Präsidenten Viktor Janukowitsch die Zusammenstösse organisiert, sagte Jekaterina Kossarewa vom Geheimdienst SBU in Kiew.

OSZE-Mission in der Ukraine

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Die OSZE unterhält mehrere Missionen in der Ukraine. Die grösste und von allen 57 OSZE-Staaten mitgetragene Operation ist die «Special Monitoring Mission». Bei den festgehaltenen OSZE-Beobachtern handelt es sich um ein «Military Verification Team». Es ist nicht offiziell von der OSZE entsandt, sondern auf Einladung der Regierung in Kiew im Land.

Beweise zeigte der SBU nicht. Die ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko machte Russland für die Krise im Osten der Ex-Sowjetrepublik verantwortlich. Moskau versuche einen Keil zwischen die Bevölkerung zu treiben, sagte Timoschenko bei einem Besuch in Odessa.

«Die Ukraine wird sich spalten»

Insgesamt bleibt die Lage als trotz der nun freien OSZE-Beobachter heikel. «Die Menschen sind hier voller Hass und die Fronten sind verhärtet», fasst SRF-Korrespondent Wanner seine Eindrücke aus Slawjansk zusammen.

Und auch die Vorgänge im Rest des Landes böten wenig Anlass zur Hoffnung. «Wenn jetzt keine der Seiten deeskalierend einwirkt, dann wird sich die Ukraine spalten», blickt Wanner wenig optimistisch in die Zukunft.

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